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Analysen in der A- und in der B-Note: Angela Merkel war vergangene Woche bei Anne Will zu Gast. Günther Jauch konnte nur nacharbeiten.

© imago/Stefan Zeitz

TV-Kritik "Günther Jauch" zu Flüchtlingen: Enttäuscht von Angela Merkel

Wenn die "Flüchtlingskanzlerin" in der falschen Sendung ist: Günther Jauch diskutiert mit seinen Gästen ausführlich über "Anne Will". Danach fällt es noch weiter ab.

Frau Roth, haben Sie Frau Merkel auch ungewohnt menschlich erlebt, wie viele Zuschauer?

Herr Scheuer, ging es Ihnen so ähnlich wie Frau Roth?

Herr Schumacher, was an diesem Auftritt bei Anne Will war authentisch und ehrlich? Was war einstudiert und politisch kalt kalkuliert?

Herr Laschet, gibt es die Sorge, dass die Stimmung in Deutschland kippt? Und war das auch der Grund, warum Merkel mit Will gesprochen hat?

Bei der letzten Frage gelingt es Günther Jauch nicht wirklich, seine Enttäuschung zu kaschieren. Merkel bei Will. Und nicht bei Jauch. Mehr als 10 Minuten wird bei Jauch, Titel: „Die Flüchtlingskanzlerin – hat Merkel recht?“ über Wills Talkshow gesprochen. „Das mediale Quartett“.

Es gibt „Best of Merkel“. Analysen in der A-Note und in der B-Note. Und als Juroren: Armin Laschet (CDU), Generalssekretär Andreas Scheuer (CSU), Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) und den Journalisten Hajo Schumacher. Wenig neue Erkenntnisse. Viel zu viel Selbstreferentialität. Aber vielleicht eine andere Möglichkeit, den dauernden Themenstau bei Gesprächsrunden abzubauen. Man wärmt nicht totdiskutierte Probleme auf, sondern spricht darüber, wie Kollegen das Problem totdiskutiert haben.

Scheuer schwadroniert minutenlang herum

Immerhin hat Jauch noch journalistisches Restfeuer im Blut. Seine entlarvende Frage: „Herr Scheuer. Angenommen, Seehofer wäre Bundeskanzler. Was hätte er ab dem 4./5. September, als zigtausend Menschen auf den Straßen unterwegs waren, was hätte Seehofer anders gemacht als Angela Merkel?“

Scheuer kann oder will die einfache Frage nicht beantworten. Minutenlang schwadroniert er herum. Spricht von Kontingentierung. Von vielfältigen Lösungsmöglichkeiten. Von der Wiederherstellung eines nicht mehr existenten europäischen Systems. Und... Und... Und... Leider lässt Jauch ihm diese wortreiche Nichtbeantwortung durchgehen. Später wird Armin Laschet (CDU) dem Generalsekretär Scheuer (CSU) die Frage nochmal stellen. Und sie bleibt wieder unbeantwortet.

Romantiker und Pragmatiker

Zum Thema „Aufnahmestopp“ gibt es einen kurzen Beitrag. Merkel sagt, wegen des Grundgesetzes kann es keinen Aufnahmestopp geben. Seehofer fordert trotzdem einen. Staatsrechtler Prof. Joachim Wieland bringt es auf den Punkt. Merkel hat recht. Seehofer nicht. Laschet führt ziemlich lang und monologisch aus, was in der Flüchtlingsfrage noch alles gemacht und geregelt werden muss. Hajo Schumacher urteilt kurz. Es gäbe Darstellungspolitiker und Handlungspolitiker. Die Bundesregierung würde darstellen und nicht handeln. „Nur Gequatsche.“ Laschets Antwort: „Wir sind hier in einer Gesprächsrunde und nicht in einem Handlungsbüro.“

Die restliche Sendung wird ausführlich über „Transitzonen“, „Notstand oder Notwehr“, „Einwanderungsgesetz“ „Türkei als sicheres Herkunftsland“ gesprochen. Claudia Roth gibt die romantische Darstellungspolitikerin, Laschet den pragmatischen Darstellungspolitiker. Und Scheuer den unermüdlichen Worthülsen-Wiederholer. Schumachers intelligenter Gesprächsbeitrag: Wenn Merkel und Seehofer sich nicht einigen, dann schwächt das die Verhandlungsposition Deutschlands gegenüber dem restlichen Europa. Schumachers unpassender Gesprächsbeitrag: Er verbittet sich Zustimmung von Scheuer. Fazit: Ein ungewohnter, trotzdem schwacher Einstieg. Im Mittelteil wird’s nicht recht viel besser. Und zum Ende fällt es ziemlich ab.

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