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In der Notunterkunft am Tempelhofer Feld sind momentan 2300 Flüchtlinge untergebracht. Hier ein Foto von Erweiterungsarbeiten am 16. Februar 2016.

© Kay Nietfeld/dpa

Notunterkunft Tempelhofer Feld: Bericht: Flüchtlinge werfen Wachpersonal Übergriffe vor

Pfefferspray, Beschimpfungen: Laut RBB beklagen Flüchtlinge vom Tempelhofer Feld die schlechte Behandlung durch Sicherheitsleute. Die Polizei ermittelt wegen mehrerer gegenseitiger Körperverletzungen.

Einem Bericht des RBB zufolge haben sich mehrere Bewohner der Notunterkunft am Tempelhofer Feld über Übergriffe und Beleidigungen durch das Sicherheitspersonal beschwert. Demnach soll ein asthmakranker 20-Jähriger zu Boden geworfen und mit Pfefferspray besprüht worden sein, als er als Schaulustiger einen Streit beobachtet hatte.

Andere Flüchtlinge seien vom Sicherheitspersonal auf Arabisch beschimpft worden. "Das hier ist ein Gefängnis, ihr seid Gefangene, und ihr müsst machen, was wir euch sagen", sollen die Securities laut RBB gesagt haben.

Sozialverwaltung: Flüchtling sprühte Pfefferspray

Eine Sprecherin der Senatssozialverwaltung dementierte den Pfeffersprayeinsatz. "Das Pfefferspray wurde von einem Flüchtling und nicht von Sicherheitsleuten gesprüht", hieß es. Die Sprecherin verwies darauf, dass es wegen der räumlichen Enge in der Einrichtung "schwierig ist, Dinge wie den Einsatz von Pfefferspray verborgen zu halten." Die Flüchtlinge würden Auseinandersetzungen üblicherweise mit ihren Telefonen dokumentieren.

Ob die Flüchtlinge durch das Wachpersonal beleidigt wurden, habe man im Nachhinein nicht mehr feststellen können, so die Sprecherin. "Wir bitten die Menschen, sich bei derartigen Vorfällen sofort bei der Heimleitung zu melden", hieß es. Man werde versuchen, bei Konflikten zu vermitteln und zu schlichten.

Polizei: Ermittlungen wegen mehrerer Körperverletzungen

Die Polizei sagte am Dienstagmittag, man werde prüfen, ob die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Am Nachmittag wurde mitgeteilt, dass nach Auseinandersetzungen mehrere Anzeigen wegen "wechselseitiger Körperverletzungen" gestellt worden seien. Die Zahl dieser Anzeigen bewegt sich laut Polizei "im einstelligen Bereich", die Ermittlungen laufen.

Piraten fordern Kennzeichnungspflicht für Wachleute

Die Piratenfraktion fordert am Dienstagmittag, die Vorfälle aufzuklären und eine Kennzeichnungspflicht für Sicherheitsleute einzuführen. "Hierbei muss vor allem mit den Geflüchteten und nicht, wie in der Vergangenheit, ausschließlich mit dem Betreiber gesprochen werden", schrieb Fabio Reinhardt, der flüchtlingspolitische Sprecher. Das "System Massenunterkunft" sei gescheitert, die Verwaltung sei "ganz offensichtlich" nicht in der Lage, die Flüchtlinge zu schützen.

Betreiber: Vorfall schon Wochen her

Der Tagesspiegel sprach am Dienstagmittag mit Michael Elias, Geschäftsführer des Heimbetreibers Tamaja. Elias war nach eigener Aussage selbst Zeuge des Pfefferspray-Einsatzes geworden. "Es war definitiv nicht die Security. Ein Flüchtling hat völlig unmotiviert mit dem Pfefferspray herumgesprüht. Es gab noch nicht einmal einen Tumult. Zuerst konnte man gar nicht sagen, woher das Pfefferspray kam." Der Vorfall ist nach Aussage von Elias "schon einige Wochen her."

Elias zufolge müssen sich die Wachleute vor jeder Schicht einer Taschenkontrolle unterziehen. So soll sichergestellt werden, dass keine Waffen oder anderen unerlaubten Dinge in die Notunterkunft gelangten. Auch die Flüchtlinge würden "stichprobenartig" kontrolliert, so Elias.

In der Notunterkunft am Tempelhofer Feld sind nach Angaben der Senatssozialverwaltung derzeit rund 2.300 Menschen unter anderem aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Eritrea und Pakistan untergebracht. Sie werden von rund 500 Personen, darunter 200 Sicherheitsleute, betreut.

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