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In Willkommensklassen steht die Sprachförderung im Vordergrund. Dafür werden gut ausgebildete Lehrer gebraucht.

© picture alliance / dpa

Internationaler Lehrerkongress in Berlin: Bewunderung für deutsche Schulen

"Man merkt viel Bewunderung": Auf dem internationalen Lehrerkongress ISTAP gibt es viel Lob für deutsche Schulen, wie sie die Aufnahme vieler Flüchtlingskinder meistern.

Das syrische Flüchtlingsmädchen rührte Fred van Leeuwen ganz besonders. Der Generalsekretär des internationalen Dachverbandes der Lehrergewerkschaften besuchte schon am Mittwochnachmittag eine Willkommensklasse in Berlin. Den Eifer der Kinder, möglichst schnell Deutsch zu lernen, das Engagement der Lehrkräfte fand van Leeuwen sehr beeindruckend. Ausführlich sprach er mit einer Schülerin, die vor Kurzem aus Syrien nach Deutschland gekommen ist. Sie erzählte von ihrer Familie, die teilweise noch in Syrien ist, von ihrem Haus in Aleppo, das zerstört wurde. Und sie sprach von ihrem Wunsch, später Englischlehrerin zu werden. „Ihre Geschichte war sehr bewegend. Und ich habe lange nicht mehr von einem Kind gehört, dass es Lehrerin werden will“, sagt van Leeuwen.

Die Flüchtlingsfrage ist ein zentrales Thema, das die Minister, Gewerkschafter und Lehrkräfte auf dem internationalen Lehrerkongress diskutieren. Viele Länder wollen wissen, wie das deutsche Bildungssystem mit der großen Zahl an Flüchtlingskindern umgeht. Andreas Schleicher, Bildungschef der OECD, lobte am Donnerstag zum Auftakt des Kongresses die deutschen Schulen. Die Integration der Flüchtlinge gelinge „mit großem Erfolg“: „Man merkt viel Bewunderung.“

Positives Feedback für Willkommensklassen

Auch Claudia Bogedan, Schulsenatorin in Bremen und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, sprach von „viel positivem Feedback“ für die Willkommensklassen. Andere Länder gingen ähnlich vor. Stephan Dorgerloh, Kultusminister in Sachsen-Anhalt, sagte, gleichwohl könne auch Deutschland noch etwas lernen. Kanada etwa gehe sofort davon aus, dass alle Flüchtlinge bleiben: „Die bemühen sich sehr stark um Integration.“ Auch beim Schulerfolg der zweiten Generation von Migranten seien andere Länder viel erfolgreicher.

Nun geht es auf dem Kongress insgesamt um die Frage, welche Fähigkeiten Lehrkräfte für die Schule des 21. Jahrhunderts brauchen. Wie man mit einer immer heterogeneren Schülerschaft umgeht,  beschäftigt Kollegien weltweit. Vieles dreht sich zudem um Teamarbeit: Je größer die Herausforderungen sind, desto wichtiger wird es, gemeinschaftlich Lösungen zu erarbeiten. Gerade Deutschland habe hier noch „viel Luft nach oben“, sagte Schleicher.

Kreativität bei Schülern fördern

Für van Leeuwen ist eine der Kernfragen, wie Lehrkräfte Kreativität und kritisches Denken bei ihren Schülern wecken und fördern können. Die vierte industrielle Revolution – womit die Verschmelzung der digitalen mit der physikalischen Welt gemeint ist – verlange neue Lehrpläne und neue Fähigkeiten von Lehrern. Schleicher ergänzte, Schulen mit den nötigen neuen Geräten auszustatten, sei noch das geringste Problem. Eine große Herausforderung sei dagegen, digitale Medien sinnvoll im Unterricht einzusetzen.

Wird also alles neu in der Schule der Zukunft? Nein, sagte van Leeuwen. Dass ein Lehrer leibhaftig in der Klasse stehe, werde auch der digitale Wandel nicht ändern. Umso mehr müssten sich Schule und Staat um den Lehrernachwuchs bemühen. Denn einen Lehrermangel gebe es nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo.

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