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In 62 Sporthallen leben Flüchtlinge. Mit Hilfe eines Volksbegehrens sollen sie so schnell wie möglich umziehen.

© Kay Nietfeld/ dpa

Streit um Flüchtlinge in Sporthallen: Leichtathletik-Verband droht mit Rückzug aus Volksbegehren

Eine Initiative will Flüchtlingshallen mit Hilfe von tausenden Unterschriften dem Sport zurückgeben. Doch weil auch der Landessportbund kritisiert wird, gibt’s intern Ärger.

Gerhard Janetzky wird deutlich. „Was der Kollege aus Tegel veranstaltet, verurteile ich“, sagt er. Der „Kollege aus Tegel“ ist Stefan Kolbe, Präsident des VfL Tegel und scharfer Kritiker des Landessportbunds (LSB). Und weil Janetzky als Chef des Berliner Leichtathletik-Verbands (BLV) so zornig spricht, ist eines klar. Bei der Initiative zum Volksbegehren, mit dem eine weitere Belegung von Sporthallen mit Flüchtlingen verhindert und die schnellstmögliche Räumung der Hallen erreicht werden soll, gibt’s Krach. Denn Janetzky droht auch: „Wir überlegen uns, ob wir die Initiative verlassen werden.“

Die Initiative besteht aus elf Berliner Verbänden und Vereinen, darunter dem Turn- und Freizeitbund, dem BLV und dem VfL Tegel. In der Zielrichtung sind sich alle einig, deshalb haben sie vor ein paar Wochen auch zusammengefunden. Für die Flüchtlinge in den 62 belegten Hallen müssen andere Unterkünfte gefunden werden, das ist das Ziel. Dies fordert auch der LSB. Noch ist das Volksbegehren allerdings nicht offiziell gestartet, die amtliche Kostenschätzung fehlt noch.

Der Landessportbund handelt angeblich nur zögerlich

Doch Kolbe hat der LSB-Führung vorgeworfen „aus sportpolitischen Gründen kein Interesse zu haben, gegen die Beschlagnahme vorzugehen“. Möglicherweise habe das Zögern damit zu tun, „dass verschiedene handelnde Personen früher politische Verantwortung in Berlin getragen haben“. Gemeint sind LSB-Chef und Ex-Bildungssenator Klaus Böger (SPD) sowie LSB-Vize und Ex-Sportstaatssekretär Thomas Härtel (SPD).

Janetzky sind „solche Beschimpfungen“ zu viel. Dies schade der gemeinsamen Sache, immerhin stehe der LSB aufseiten des Sports. „Wir distanzieren uns von der Art und Weise, wie der LSB angegriffen wird.“ Auch Martin Hartmann, Vizepräsident des Turnerbunds, geht auf Distanz zu Kolbe. „Wir sind überzeugt, dass das LSB-Präsidium (allen voran LSB-Präsident Böger und LSB-Vize-Präsident Härtel) die eigenen politischen Kontakte nutzt, um umfangreich gegen die Hallenschließungen vorzugehen.“

Und an einen Rückzug denkt der Turnerbund nicht. „Wir rechnen mit 25 000 Unterschriften“, sagt Hartmann. „Die Erfolgsaussichten schätzen wir groß ein.“

Ein Vorstandsmitglied eines Vereins der Initiative, das nicht genannt werden will, stützt dagegen Kolbe. „Wir haben schon das Gefühl der Leisetreterei. Es gibt Interessenskollisionen. Solche Leute stellen dann fest, dass sie sich quasi selber böse Briefe schreiben müssten.“

Beim Thema Hallenschließung kritisiert Böger allerdings sehr deutlich den Senat. Er räumt aber ein, dass der LSB entgegen erster Zusagen von rechtlichen Mitteln gegen die Hallen-Belegung abgeraten habe. „Die Juristen, die in unserem Auftrag arbeiten, haben uns gesagt, diese Mittel hätten keinerlei Aussichten auf Erfolg.“

Bundestag gibt seine Halle zeitweise frei

Immerhin, auf anderer Ebene gibt es einen Erfolg, einen kleinen zumindest. Denn auch der Bundestag hilft jetzt Sportvereinen, die Trainingsmöglichkeiten suchen, weil ihre  Sporthallen mit Flüchtlingen belegt sind. Das Untergeschoss in der Sporthalle des Bundestags steht ab sofort zu bestimmten Zeiten auch Vereinen zur Verfügung. Zwei Klubs haben am Wochenende bereits dort trainiert. Allerdings dürfen nicht bloß normale Sportvereine dort jetzt üben, auch die Landespolizei und die Berliner Feuerwehr können in der Halle im Marie-Lüders-Haus Sporttreiben. Polizei und Feuerwehr sind ja ebenfalls von der Flüchtlingssituation betroffen. Auch ein Teil ihrer Hallen ist belegt.

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