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Hier, bitte. Im neuen Registrierungszentrum für Flüchtlinge an der Kruppstraße wird ein Fingerabdruck genommen – an der Bundesallee gibt es den neuen Ankunftsnachweis.

© B. v. Jutrczenka/dpa

Flüchtlinge in Berlin: Neuer Registrierungsnachweis soll Zustände am Lageso verbessern

Berlin registriert Flüchtlinge jetzt mit neuen Methoden. Sie sollen schneller, effizienter und sicherer sein. Der Bund will folgen.

Im Bürokratendeutsch des aktuellen Flüchtlingszeitalters gibt es ein neues Kürzel: „Ankuna“. Die Abkürzung steht für das neue grüne Faltpapier, den „Ankunftsnachweis“. Diesen Registrierungsnachweis hat Berlin als erstes Bundesland flächendeckend eingeführt – und damit wiederum eine neue Vorgehensweise bei der Aufnahme der Flüchtlinge in Berlin, laut Sozialsenator Mario Czaja (CDU) mit mehr Effizienz, Schnelligkeit, Kontrolle und Sicherheit. Nun seien laut Czaja, „selbstkritisch gesagt, für die Mitarbeiter und Flüchtlinge vergangenes Jahr teils unerträglichen Zustände“ am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) Vergangenheit.

Das sogenannte „Windhundprinzip“, nach dem derjenige Geflüchtete mit viel Glück am Lageso als Erster drankam, der sich die Nacht über einen Startplatz in der ersten Reihe sicherte, ist damit laut Czaja Geschichte. Denn seit Januar werde in Berlin das neue „Ankuna“-Verfahren erprobt und seit Februar umgesetzt. Dafür wurde das Registrierungszentrum an der Moabiter Kruppstraße 15, in dem zuvor allein die über Busse und Bahnen in Schönefeld ankommenden Flüchtlinge erfasst wurden, für ganz Berlin ausgebaut.

Erstregistrierung soll zwei Tage dauern

Somit gehören die Vorregistrierung in den weißen Zelten am Lageso in der Turmstraße und die Erstregistrierung an der Lageso-Außenstelle in der Bundesallee der Vergangenheit an. Stattdessen sollen sich die im Schnitt nach der Schließung der Balkanroute derzeit nur noch 70 selbstständig neu ankommenden Flüchtlinge pro Tag in Berlin an der Kruppstraße einfinden. Dort findet die Erstregistrierung gemeinsam mit Polizei, Staatsanwaltschaft, der Bundeswehr und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) statt.

Das ganze Prozedere soll nun nur noch zwei Tage dauern. Am ersten Tag durchlaufen die Geflüchteten den Registrierungsprozess in dem Gebäude Kruppstraße. Das war die frühere Gefangenensammelstelle, etwa nach den Krawallen am 1. Mai – das wird den Flüchtlingen erklärt, damit sie sich wegen der Zellen nicht erschrecken.

Zuerst wird ein Foto gemacht, ein Coupon mit Essensmarke und ein Laufzettel mit Namen ausgegeben. In der Aufnahme bekommt jeder eine rote und eine grüne Aktenmappe in die Hand, die ersten Daten werden digitalisiert. Dann erfassen Sprachmittler Infos wie Herkunft, Sprache, Geburtsdatum.

An der „Ankuna“-Station werden die Fingerabdrücke genommen, es wird das biometrische Passbild gemacht. Schließlich vollführen Polizisten den bundesweiten Sicherheitsabgleich – hat die Person sich schon woanders registriert? Solche Mehrfachmeldungen oder auch Probleme bei der Namensschreibweise kommen immer wieder vor, sagen die Bamf-Experten Wolfgang Meier und Markus Richter.

Ab Mai in ganz Deutschland

Rund ein Viertel bis ein Drittel aller Ankömmlinge wollen ihre Papiere nicht abgeben, diese würden ihnen dann per Leibesvisitation abgenommen. Derzeit reisten viele Flüchtlinge als falsche Syrer mit gefälschten Pässen ein – für die Schlepper ein Millionengeschäft. Zuletzt versuchten auch Moldawier, als Flüchtlinge durchzukommen, gegen sie wird aber laut Staatsanwalt Thomas Leipzig wegen unerlaubten Aufenthalts und illegaler Einreise ermittelt. Auch Ukrainer und Ungarn hätten sich mit in die Flüchtlingsbusse nach Deutschland gesetzt.

Seine rote Mappe gibt der Geflüchtete beim Bamf ab, die grüne geht ans Lageso mit den Daten für den „Ankuna“. Über Nacht werden die mit weißen Handgelenksbändchen versehenen Flüchtlinge in der Glockenturmstraße versorgt. Am zweiten Tag bekommen sie in der Außenstelle Bundesallee ihre Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz: Taschengeld, Kostenübernahme, Willkommensticket für drei Monate, elektronische Gesundheitskarte, medizinische Untersuchung. Zudem kann man nun noch am selben Tag einen Termin im Bamf bekommen; in der Bundesallee oder einer der Außenstellen. Dann bekommt der Geflüchtete den Ankunftsnachweis. Neben Berlin läuft das auch in Heidelberg, Zirndorf und Bielefeld so – und ab Mai dann in ganz Deutschland.

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