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Brandenburg: 500 Westimporte sind heute Märker

POTSDAM .Von der "totalen Kolonisierung" Brandenburgs durch Nordrhein-Westfalen hat CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky einmal gesprochen.

POTSDAM .Von der "totalen Kolonisierung" Brandenburgs durch Nordrhein-Westfalen hat CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky einmal gesprochen.Solch provokative Töne aus Berlin blieben zwar Ausrutscher.Dennoch sah man in der Berliner Politik immer mit einem gewissen Unbehagen, daß sich Brandenburg - der Partner für die geplante, und dann geplatzte Länderfusion - seit dem Fall der Mauer beim Aufbau einer funktionstüchtigen Landesverwaltung nicht am Nachbarn orientierte, sondern am fernen Nordrhein-Westfalen.Dafür gab es Gründe.Es lag politisch näher, da sozialdemokratisch regiert, Ministerpräsident Stolpe holte sich gern manchen Rat von seinem Amtskollegen Johannes Rau.Vor allem aber taugte, das war wohl ausschlaggebend für den erstmals im November 1990 unterzeichneten Vertrag über die Zusammenarbeit der beiden Länder, das große Flächenland im Westen für den Aufbau von Verwaltungsstrukturen in der "märkischen Streusandbüchse" wirklich eher als Vorbild.

Nach acht Jahren nun wird diese Verwaltungshilfe des "märkischen Bruderlandes", wie auch mancher Brandenburger gern spottete, praktisch auslaufen.Und das ziemlich unspektakulär.Zwar unterzeichneten Ministerpräsident Manfred Stolpe und sein Amtskollege Wolfgang Clement gestern, dank der gleichzeitig in der Potsdamer Staatskanzlei eröffneten Ministerpräsidentenkonferenz sogar mit einem beträchtlichen Medienauflauf, ein auf den ersten Blick anderslautendes Papier: Danach wird das Abkommen zwischen beiden Ländern, zum dritten und letzten Mal, bis zum Ende des Jahres 2000 verlängert.Trotzdem ist das nur noch ein eher formaler Akt, ein politisches Signal.Anderes als in der Vergangenheit geht es da nicht mehr um Millionen, nicht um abgeordnete Beamte, sondern um einen geplanten "Erfahrungsaustausch" beider Länder - bei Verwaltungs- und Bildungsreform, bei gemeinsamen Projekten.Um Normalität also, die Aufbau-Jahre sind vorbei.

Daß Brandenburgs Verwaltung inzwischen "auf eigenen Beinen" (Stolpe) steht, daran haben die "Westimporte" aus Nordrhein-Westfalen tatsächlich einen erheblichen Anteil.Es gab Zeiten, da waren gleichzeitig rund 1000 Beamte aus dem Westland an die Havel abgeordnet.Zunächst auf Kosten des Sende-Landes, seit 1995 dann aus der Brandenburger Landeskasse bezahlt.Insgesamt waren seit 1990 etwa 4000 Mitarbeiter in der Mark im Einsatz, halfen mit, eine funktionstüchtige Verwaltung aufzubauen.Vor allem in den Gerichten, in Ministerien, in der Finanzverwaltung, da dort die Experten besonders gebraucht wurden.Um investitionshemmende Staus in den märkischen Grundbuchämtern abzubauen, wanderten rund 60 000 Grundbuchakten nach NRW, wurden dort von Rechtspflegern bearbeitet.Und etwa 500 Helfer aus Nordrein-Westfalen sind inzwischen sogar Brandenburger geworden.

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