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Ganz zugeschlossen muss das Karl-Liebknecht-Stadion wohl nicht werden - nur ob noch Drittliga-Fußball gezeigt wird, ist mehr als offen. Die Stadt will den Verein retten - wieder einmal.

© dpa

700.000 Euro für den Fußballverein: Potsdam hilft dem SV Babelsberg

Trotz aller Kritik an der amtierenden Vereinsführung will die Stadt Potsdam den von der Insolvenz bedrohten Fußballverein SV Babelsberg 03 retten - mit einem Zuschuss direkt aus der Stadtkasse, mit Steuergeldern. Und der Verein? Dem ist das zu wenig.

Erst am Freitagmittag hatten sich Stadtspitze und die Fraktionsspitzen der Stadtverordnetenversammlung am Freitagmittag geeinigt, dem angeschlagenen Drittligisten 700.000 Euro aus der Stadtkasse zu überweisen. Damit könne der Verein wohl in der Regionalliga (4. Liga) spielen. Das sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Freitagmittag nach einem Krisentreffen im Rathaus. Das grüne Licht für die Überweisung soll kommende Woche das Stadtparlament geben.

Vor der nun vereinbarten Rettung mit Steuergeldern hatten die Fraktionen Die Andere und SPD vorgeschlagen, die Stadt solle die Stadtwerke bürgen lassen. Die anderen Parteien hatten Zustimmung dazu signalisiert. Doch hatte es offenbar Bedenken gegeben, ob die Stadtpolitik die zwar in kommunalem Eigentum befindlichen aber doch privatrechtlichen Stadtwerke anweisen kann, eine Bürgschaft für einen Sportverein zu übernehmen. Daher soll nun die Stadt selbst zahlen.

Am Nachmittag dann beklagte Vereinspräsident Ralf Hechel, der mit an dem Treffen der Stadtpolitik teilgenommen hatte, die Höhe der Nothilfe als zu gering: "Es fehlt definitiv knapp noch einmal so viel. Ich hatte die Hoffnung, dass die Stadt über ihren Schatten springt und die 3. Liga sichert."

In einer ersten Reaktion sagte Christian Lippold, derzeit kommissarischer Chef des SVB-Aufsichtsrats, er sei zwar „dankbar“ für das Engagement der Stadt - doch sei der gefundene Kompromiss die denkbar schlechteste Variante. „Wir spielen somit in der Regionalliga nur noch mit einem Mini-Budget.“ Die Folge für Lippold: Viele Niederlagen einer Mannschaft, die kein Geld für Spieler hat. Damit würden auch weniger Zuschauer ins Stadion kommen. „Wer Fußball gucken will, möchte auch die Option haben, einmal seine Mannschaft gewinnen zu sehen.“ In so einer Konstellation sei eine Konsolidierung des Vereins nur schwer möglich.

Schon am Donnerstag hatte sich der Aufsichtsrat für eine Rettung des Vereins in der Oberliga ausgesprochen - mit neuen Strukturen. Lippold sagte, diese Option sei immer noch gegeben - und mit dem Beschluss und einem absehbaren Abstieg sogar wahrscheinlich. Über das Wochenende würden die Vereinsmitglieder allerdings auch weiter versuchen, noch einen bisher nicht absehbaren Großsponsor für das Überleben in der 3. Liga zu finden.

Oberbürgermeister Jakobs bestätigte am Freitagmittag einen Bericht der Potsdamer Neusten Nachrichten vom Donnerstag, wonach der SV Babelsberg 03 bereits in den Vorjahren verdeckte Bürgschaften der Stadtwerke oder ihres Tochterunternehmens Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) erhalten hat. Davon habe er allerdings nichts gewusst, so Jakobs, der Aufsichtsratschef sowohl der Stadtwerke als auch der EWP ist. Auch die anderen Aufsichtsräte seien nicht informiert worden - auch nicht nachträglich.

Demnach hat offensichtlich der vor einer Woche über die sogenannte Spitzel-Affäre gestürzte Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen die Bürgschaften für "Nulldrei", wie von den PNN berichtet, eigenverantwortlich erteilt. Es sei in der Vergangenheit noch keine Bürgschaft "gezogen" worden, hieß es von Jakobs und dem Verein. Die Bürgschaft soll für die Lizenzerteilung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Lücke im Budget des Vereins auffüllen, bis sich Sponsoren finden, die das Geld zahlen. (mit pet)

Quelle: PNN

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