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Brandenburg: Ach, du liebe Scholle!

Auf rund 40 Kilometer Länge ist die Oder im Nordosten Brandenburgs unter einer dicken Eisdecke verschwunden. Von der deutsch-polnischen Grenze hinter Stettin (Szczecin) bis zum südlichen Ende des Oderbruchs in der Nähe von Küstrin fließt das Wasser nur noch am Rande unter den sich bis zu einem Meter hoch auftürmenden Eisschollen.

Auf rund 40 Kilometer Länge ist die Oder im Nordosten Brandenburgs unter einer dicken Eisdecke verschwunden. Von der deutsch-polnischen Grenze hinter Stettin (Szczecin) bis zum südlichen Ende des Oderbruchs in der Nähe von Küstrin fließt das Wasser nur noch am Rande unter den sich bis zu einem Meter hoch auftürmenden Eisschollen. "Im Augenblick besteht aber für die Bewohner des Oderbruchs keine Gefahr", sagte gestern der Präsident des Landesumweltamtes, Professor Matthias Freude. "Allerdings können wir keine seriösen Prognosen für die nächsten Tage abgeben." An der Oder sei immer Vorsicht geboten. Derzeit versuchen drei deutsche und vier polnische Eisbrecher, eine Abflussrinne freizubekommen, damit die Schollen ins Oderhaff und damit in die Ostsee abfließen können. Sie kommen allerdings nur langsam voran, so dass sie frühestens in drei bis fünf Tagen das Oderbruch erreichen. "Im Moment weist der Strom glücklicherweise einen niedrigen Pegel auf", so Freude. Deshalb sei die Gefahr einer Überflutung der Deiche derzeit auch nicht sehr hoch.

Bedrohlich könnte die Lage in Brandenburg bei einem einsetzendem Tauwetter im Riesengebirge, dem Einzugsgebiet von Oder und Warthe werden. Dort liegt überdurchschnittlich viel Schnee. Das Wasser aus dem tschechisch-polnischen Grenzgebiet braucht für seinen Weg nach Deutschland rund acht bis neun Tage. Somit könnten sich die Fachleute rechtzeitig auf eine Hochwasserwelle einstellen. Bei einem Eisstau wäre eine Überschwemmung der Deiche wohl kaum zu verhindern.

Einige ältere Anwohner in Zollbrücke erinnerten sich gestern an die Katastrophe im Winter 1947, als das Oderbruch überflutet worden war. Damals hatte ein sowjetischer Jagdbomber beim Versuch, mit Bomben die Eisdecke aufzubrechen, versehentlich den Deich getroffen.

Fachleute wiesen später nach, dass das Wasser aber auch ohne diesen Treffer den Deich überwunden hätte. Diesmal ist die Eisdecke nicht wie in anderen Jahren von unten nach oben gewachsen. Die Eisschollen haben sich vom Ufer weggerissen und übereinandergeschoben.

Ste.

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