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Brandenburg: Afrikaner vor Disko schwer verletzt Polizei meldete den Vorfall nicht

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft

Von Sandra Dassler

Frankfurt (Oder). Ein 30-jähriger Asylbewerber aus Sierra Leone ist vor einer Frankfurter Diskothek zusammengeschlagen worden. Der Vorfall ereignete sich bereits in der Nacht zum 4. April, wurde aber erst jetzt durch eine Mitteilung der Opferperspektive bekannt. Danach waren Benedict A. und der 23-jährige Cherifnach A. aus Kamerun bereits in der Disko „B5“ von Deutschen provoziert worden. So hatte man ihnen Zigarettenstummel in die Gläser geworfen. Um Streit zu vermeiden, verließen die beiden Afrikaner die Disko, wurden jedoch – so die Darstellung der Opferperspektive – von acht Männern verfolgt, die „Scheiß Neger“ riefen und sofort auf Benedict A. einschlugen und -traten. Als vier zufällig vorbei kommende Asylbewerber den Angegriffenen zu Hilfe kamen, flüchteten die Schläger. Benedict A. wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht, wo er erst nach sechs Stunden aus dem Koma erwacht sein soll.

Die zuständige Staatsanwältin weiß davon nichts: „Nach meinen Unterlagen, trug der Geschädigte zwar schwere Gesichtsverletzungen – unter anderem einen Nasenbeinbruch – davon, diese waren jedoch nicht lebensgefährlich“, sagte Konstanze Dalicho gestern dem Tagesspiegel: „Wir haben zwei der drei deutschen Tatverdächtigen vernommen, einer von ihnen hat eingeräumt, auf den Afrikaner eingeschlagen zu haben. Als Grund dafür gibt er persönliche Beleidigungen an. Er sei aber nicht fremdenfeindlich.“

Der Polizei war der Vorfall nicht einmal eine Meldung wert: „Für uns stellte sich das als harmlose Kneipenschlägerei dar“, sagte ihr Sprecher Dieter Schulze. „Von einem schwer Verletzten stand nichts im Bericht, dafür von zwei deutschen Geschädigten, die auch Anzeige erstatteten.“

Für die betroffenen Asylbewerber ist das Verhalten der deutschen Behörden schwer zu verstehen. Sie seien stundenlang auf der Wache festgehalten worden, beklagen sie. Man habe sie behandelt wie Täter, nicht wie Opfer. Auch hätte die Polizei keine Rücksicht darauf genommen, dass sie ohne ihre Anwälte keine Aussagen machen wollten. Benedict A. hat das Krankenhaus am Mittwoch wieder verlassen können. Die Angst aber, sagt er, die ist geblieben.

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