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Brandenburg: Antonow trifft Airbus

Auf der Luft- und Raumfahrtausstellung sind 330 Fluggeräte zu sehen. Die Show in Schönefeld ist langfristig gesichert

Schönefeld. Vor dem Flug zur Internationalen Luft- und Raumfahrt-Ausstellung in Schönefeld muss sich der Pilot als Artist beweisen. Er springt auf einen Flügel seiner auf dem Flughafen Schönhagen geparkten Maschine, balanciert auf schmaler Kante und fängt von seinem Assistenten das Seil mit dem Tankrüssel auf. Der Schlauch für den Treibstoff reicht geradeso nach oben. „Alles eben ein wenig rustikal“, ruft Paul Hoffmann den etwas misstrauisch wartenden Passagieren zu.

Sie haben das Angebot angenommen, mit einer Antonow AN-24 stressfrei und standesgemäß direkt auf das Ausstellungsgelände zu gelangen. 20 Minuten dauert der Flug über die Spargelfelder und blühende Rapsfelder, der außerdem Wartezeiten vor dem Parkplatz und den Eingängen zur Ausstellung sparen soll.

Aber beim Blick in den „größten Doppeldecker der Welt“, wie die vor allem in den fünfziger Jahren in der Ukraine und in Polen gebauten Antonow-Maschinen mit Platz für neun Passagiere einst gerühmt wurden, erhalten doch einige Gäste weiche Knie. Aber alles klappt. Der Assistent freut sich, dass der Motor schon beim ersten Mal angesprungen ist, und während des Fluges kann jeder ins kleine Cockpit schauen – eine Tür hat die Antonow hier nicht.

Für das mulmige Gefühl am Anfang entschädigt kurz vor der Landung der herrliche Blick über das große Ausstellungsgelände auf dem Flughafen Schönefeld. Unzählige Passagierflugzeuge jeder Größe glänzen in der Sonne, während die bulligen Militärmaschinen mit ihrem grünen und grauen Tarnanstrich wie große Monster erscheinen. Plötzlich gehen alle Augen nach rechts. Vor den kleinen Bullaugen-Fenstern der Antonow taucht mit starken Scheinwerfern ein Awacs-Aufklärungsflugzeug der Nato auf – und verschwindet rasch wieder aus dem Blickfeld. Die Antonow kommt auf dem Rasen zum Stehen. Eine Treppe hilft beim Aussteigen. Doch die Augen kommen nicht so leicht zur Ruhe. Leiser als erwartet rollt ein Airbus 340-600 auf die Startbahn. 75,30 Meter lang, flirrend hinter der aus den Düsen strömenden heißen Luft. Bald erhebt sich der riesige Vogel elegant in den blauen Himmel.

Schöner könnte der Messetag nicht beginnen. Doch die Fülle der Exponate kann manchen auch ermüden. 330 Fluggeräte aller Art sind auf der ILA zu sehen. Am gestrigen Montag, dem Eröffnungstag, hielt sich das Besucherinteresse noch in Grenzen. Offiziell haben bis zum Donnerstag nur Fachleute und Journalisten Zugang zur Messe. Doch jedermann kann sich die Fachbesucherkarte kaufen – sie ist allerdings 38 Euro teuer.

Von Freitag bis Sonntag kostet der Eintritt dann 15 Euro, ermäßigt acht Euro. Dafür gibt es viel zu entdecken, wobei die Raumfahrthalle wohl wieder zu den Favoriten zählen wird. Die Gäste spazieren über eine nachgestaltete Marsoberfläche, können das inzwischen den ganzen Globus umspannende Satellitensystem verstehen lernen oder sich von Astro- und Kosmonauten Geschichten aus der Schwerelosigkeit erzählen lassen. Ins Schwitzen gerät dagegen so mancher an den zahlreichen Flugsimulatoren. Sie sind inzwischen so täuschend echt, dass sich jeder tatsächlich wie ein Pilot fühlen kann.

Beim Rückflug nach Schönhagen begegnet die alte Antonow auf der Startbahn dann dem neuesten Prachtstück der ukrainischen Flugzeugwerft. Die AN 124-100 kann bis zu 150 Tonnen transportieren, mehr als jede andere Maschine auf der Welt. Doch im Unterschied zum nostalgischen Doppeldecker kann sie nicht für Rundflüge gebucht werden – und ist für den Besucher daher weit weniger aufregend.

Am ersten Tag der ILA wurde gestern auch bekannt, dass ihre Zukunft in Schönefeld gesichert ist. Die Länder Berlin und Brandenburg erklärten ihre weitere Unterstützung der Veranstaltung, und der Airport Schönefeld verpflichtete sich, auch während des Baus und nach Inbetriebnahme des neuen Großflughafens der ILA attraktive Bedingungen in Schönefeld zu bieten. Nach Abschluss der diesjährigen Show will der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie mit der Messe Berlin einen Vertrag über die Durchführung der drei kommenden Ausstellungen bis 2010 schließen.

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