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Brandenburg: Armenier empört über Platzeck

Vertreter fordern, dass Hinweis auf Völkermord in den Lehrplan zurückkehrt

Potsdam - Die Tilgung eines Hinweises auf den Völkermord an den Armeniern aus dem Brandenburger Lehrplan nach Interventionen der Türkei bringt Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) in diplomatische Nöte. Für kommenden Dienstag wurde kurzfristig ein Treffen Platzecks mit der Botschafterin der Republik Armenien, Karine Kazinian, in Potsdam anberaumt. Unmittelbar danach wird Platzeck außerdem mit dem armenischen Erzbischof Karekin Bekdijan und Schawarsch Owassapian, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Armenier in Deutschland, zusammentreffen.

In einer Erklärung des Armenier heißt es: „Die Bereitwilligkeit eines Ministerpräsidenten, den von ihm selbst bereits als Faktum anerkannten Völkermord nach einem Treffen mit türkischen Diplomaten zu relativieren, ist erschreckend.“ In die Gespräche mit Platzeck gehen die Armenier mit der klaren Erwartung, dass der Genozid an den Armeniern wieder im Lehrplan genannt wird, wie Serovpe Isakhanyan, Archimandrit der Berliner Diözese der armenischen Christen, bestätigte. Er äußerte auch Unverständnis über jüngste Aussagen von Bildungsminister Holger Rupprecht (parteilos), der in einem Interview mit den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ die Tilgung des Genozid-Hinweises nicht nur verteidigt, sondern auch Verständnis für die Interventionen der Türkei gezeigt hatte.

„Der Hinweis ist herausgenommen worden, weil ich und der Ministerpräsident es für einen Fehler hielten, dass zu so einem brisanten Thema wie Genozide Armenien als einziges Beispiel genannt wurde. Da hat die Türkei, die sich betroffen fühlt, natürlich allergisch reagiert“, sagte Rupprecht. Er ließ auch „offen, ob Armenien als Genozid-Beispiel wieder explizit erwähnt wird“.

Für die Armenier ist diese Begründung für die Tilgung des Hinweises aus dem Lehrplan nicht nachvollziehbar: „Es wäre unproblematisch und gerecht, ein Komma zu setzen und den Genozid an den Armeniern durch weitere Völkermorde zu ergänzen“, so Isakhanyan. Es gehe bei dem Streit nicht nur um Brandenburg. Man habe seit der Aufnahme des Genozids in den hiesigen Lehrplan 2002 gehofft, dass andere Bundesländer dem Beispiel folgten.

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