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Brandenburg: Auch am Werktag gehört Papa uns

Beim Bundes-Wettbewerb „familienfreundliches Unternehmen“ ist eine Potsdamer Firma in der Endrunde

Potsdam - Jeden Mittwoch ist Olaf Knebel hauptberuflich Vater. Den ganzen Tag kümmert er sich dann um seinen einjährigen Sohn Max, bereitet ihm das Frühstück, geht auf den Spielplatz und managt den Haushalt. An den übrigen Werktagen arbeitet der 37-Jährige in der Consulting-Abteilung der DKB Immobilien AG. Einmal Papa, viermal Büro: Knebel ist zufrieden mit seinem Wochenplan – und mit seinem Arbeitgeber.

„Ohne Wenn und Aber“ hätte man ihn im Wunsch nach Teilzeitarbeit unterstützt. Er könne so seine Partnerin entlasten, ohne dabei den Anschluss an seinen Beruf zu verlieren. Als einziges Unternehmen aus dem Raum Berlin-Brandenburg hat sich die DKB Immobilien AG Potsdam mit einer solchen Personalpolitik für den bundesweiten Unternehmenswettbewerb „Erfolgsfaktor Familie 2005“ qualifiziert. Ziel der vom Bundesfamilienministerium initiierten Ausschreibung ist es, familienfreundliche Unternehmen auszuzeichnen. 366 Betriebe aus allen Branchen bewarben sich, 35 – darunter die Potsdamer – schafften es in die nächste Runde. Die Sieger erhalten 10 000 Euro und werden im Mai von Kanzler Schröder ausgezeichnet. Bis dahin wird sich die DKB Immobilien AG, Tochter der Deutschen Kreditbank (DKB) und zuständig für die Koordinierung von regionalen Wohnungsgesellschaften, in zwei weiteren Auswahlrunden behaupten müssen.

Doch Vorstandsmitarbeiter Thomas Ehrich ist optimistisch und verweist auf ein breites Angebot an Maßnahmen zur Familienförderung. Dank eines flexiblen „Funktionszeitmodells“ bestimmen die 45 Mitarbeiter beispielsweise ihre Arbeitszeiten selbst. 20 Überstunden dürfen im Monat angesammelt werden und es ist erlaubt, bis zu 30 Stunden zum „Nacharbeiten“ zu verschieben. Wer sich etwa um sein krankes Kind kümmern muss, kann so einen oder zwei Tage fehlen.

Zu Anlässen wie Kindergeburtstagen oder Einschulungen gewährt die Immobilien AG bezahlten Sonderurlaub. Mit einer Tagesstätte wurde ein Vertrag geschlossen, der die Betreuung der „Betriebskinder“ garantiert. In Notfällen können die Kleinen sogar über Nacht in der Kita bleiben. Wenn sich bei einer Mitarbeiterin Nachwuchs ankündigt, setzt sich der Personalchef mit ihr zusammen; gemeinsam versucht man, eine Überbrückungslösung zu finden. Teilzeit- und Homeworking-Angebote sollen einen raschen Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen.

Dieses familienfreundliche Engagement zahlt sich aus – im Sinne des Wortes: Gezielt gefördert geben nur wenige Angestellte mit Baby ihren Job auf, zudem behalten sie durch die Teilzeit- und Homeworking-Regelungen den Anschluss an den Beruf. „Die Einsparungen an Fluktuations- und Wiedereingliederungskosten rentieren sich wirtschaftlich“, sagt Vorstandssprecher Ehrich. Vor allem aber fördere man so die Motivation der Mitarbeiter.

Zurzeit profitieren acht Mütter und Väter von den familienfreundlichen Konditionen. Sybille Filtz wird bald die neunte sein. Die 34-jährige Mitarbeiterin der Rechtsabteilung ist im siebten Monat schwanger – und weiß schon jetzt, wie ihr Berufsleben in den nächsten Jahren aussehen wird.

„Acht Wochen nehme ich mir frei“, sagt sie. Dann wird sie mit einem von der Firma gestellten Notebook zu Hause arbeiten, vier Stunden am Tag und notfalls direkt im Kinderzimmer. Ab Mai 2006 geht Filtz dann wieder ins Büro – wie Olaf Knebel vier Tage in der Woche.

Naomi Wolf

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