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Brandenburg: Auch Wittenberge droht Evakuierung

Der Potsdamer Krisenstab rechnet für die Prignitz mit dem Schlimmsten

Für die Landesregierung liegt „die eigentliche Herausforderung beim Kampf gegen das Elbe-Hochwasser“ in der Prignitz im Nordwesten des Landes. Dort soll die Flutwelle Anfang nächster Woche eintreffen. Nach Angaben von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) müssen voraussichtlich rund 10 000 Einwohner der Stadt Wittenberge, in der Prignitz insgesamt rund 20 000 Menschen evakuiert werden. Die Vorbereitungen liefen gestern an. Die Einwohner von 46 weiteren Orten wurden vor einer möglichen Evakuierung gewarnt. Regierungschef Platzeck und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) flogen gestern in die Prignitz. Wegen des Ernstes der Lage sagten beide für die nächsten Tage Routine-Termine ab.

In Wittenberge wird die Flutwelle nach der jüngsten Prognose entgegen früheren Befürchtungen voraussichtlich doch unter der Deichobergrenze bleiben. Das sagte Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes, am späten Abend dem Tagesspiegel. Erwartet werde Anfang der Woche ein Pegel „von knapp unter 7,75 Meter“, die Deichkrone liegt bei rund 8,40 Meter. Er betonte, dass es für eine Entwarnung trotzdem „keinen Anlass“ gebe. Zwar werde das Überströmen der Deiche in der Prignitz durch Deichbrüche wie in Bitterfeld unwahrscheinlicher, da der Scheitel des Hochwassers sinke, erklärte Freude. Die Folge sei aber zugleich, dass das Hochwasser langsamer ströme, länger dauere - und die Deiche stärker durchweicht würden. „Dann steigt die Gefahr von Deichbrüchen.“ Landrat Hans Lange sagte, dass das Schicksal der Prignitz von der Lage in Magdeburg abhänge.

Als sicher galt im zentralen Potsdamer Krisenstab, dass Mühlberg im Süden des Landes überflutet wird. Die Flutwelle wird für Freitag früh erwartet, sagte Heiko Schmidt, Vizechef des Krisenstabes. Er wies darauf hin, dass das „schöne Wetter trügerisch“ sei. Die Evakuierung der knapp 4000 Einwohner war am Abend fast abgeschossen. Etwa 300 Einwohner weigerten sich allerdings zunächst, die Stadt zu verlassen.

Außer Wittenberge ist vor allem der Ort Cumlosen bedroht, wo es zwei Deichbaustellen gibt. Nach Platzecks Angaben hat die Bundeswehr 13 Kilometer Deiche übernommen, um sie in den nächsten Tagen „für die Flutwelle aufzurüsten“ und „auf Normhöhe“ zu bringen.

Probleme gibt es inzwischen auch an Nebenflüssen der Elbe. Im Kreis Elbe-Elster wurde Alarmstufe 3 ausgerufen, weil die Schwarze Elster stark angestiegen ist. Der Grund: Sie kann nicht schnell genug in die hochwasserführende Elbe abfließen, so dass ein Rückstau entsteht. Die Fließgeschwindigkeit der Elbe habe zweieinhalb Meter pro Sekunde erreicht, sagte Umweltamtspräsident Freude. Er bestätigte, dass es durch Rückstau auch in der Havel zu steigenden Wasserständen kommen werde. Allerdings rechnet er nicht mit einer Zuspitzung: Der Wasserstand der Havel werde von der Elbmündung bis maximal Rathenow um bis zu einem halben Meter steigen, jedoch nicht mehr in Potsdam oder Berlin. ma/thm

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