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Brandenburg: Aus 30 Metern abgestürzt – und überlebt

Zwei Personen wurden bei Unfall mit Gyrocopter schwer verletzt. Diese Fluggeräte gelten als sehr sicher

Paulinenaue - Beim Absturz eines Gyrocopters sind am Dienstagabend in der Nähe des Flugplatzes Bienenfarm in Paulinenaue ein 37-jährige Fluglehrer und sein 65 Jahre alter Schüler schwer verletzt worden. Mit schweren Brüchen und möglicherweise inneren Verletzungen befänden sie sich auf der Intensivstation, berichtete Gert Trömel, Geschäftsführer des Flugplatzes Bienenfarm am Mittwoch. Der Fluglehrer sei aber vernehmungsfähig. Die Unfallursache ist bisher nicht geklärt. In 30 bis 40 Metern Höhe habe der Motor aus bislang unbekannten Gründen ausgesetzt, teilte die Polizei mit. Daraufhin sei der Gyrocopter auf einen Acker in Flugplatznähe gestürzt.

Gyrocopter, auch Tragschrauber genannt, gelten als sehr absturzsicher. Seit Mai 2004 sind sie in Deutschland als Ultraleichtflugzeuge zugelassen. Nach einer vorläufigen Untersuchung des Wracks durch Kriminaltechniker werde nun ein Sachverständiger hinzugezogen, sagte Dietmar Keck von der Polizei Nauen.

Eigentlich könne man einen Sturz aus 30 Metern nicht überleben, sagte Frank Göldner von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Der Gyrocopter arbeitet aber nach dem Prinzip der „Autorotation“. Dabei dreht sich der Rotor – anders als beim Hubschrauber – nur durch den Flugwind, der Motor treibt lediglich einen Propeller an, der den Gyrocopter nach vorne treibt. Wenn der Motor ausfällt, gleitet der Gyrocopter im Sinkflug zu Boden. Dabei nutzt er ein Prinzip aus der Natur: Der Rotor dreht sich wie ein Ahornsamen, der schraubenförmig zu Boden schwebt, und bremst dadurch den Fall.

Die Heftigkeit des Aufpralls hänge dann von der Eignung des Landeplatzes und dem Können des Piloten ab, sagt Göldner. Der Verunglückte ist erst seit März dieses Jahres Fluglehrer. Eventuell ist der Unfall also mit seiner Unerfahrenheit zu erklären. Ein Problem könnten aber auch andere technische Defekte bringen, beispielsweise an der Steuerung, sagte Göldner.

Der Deutsche Ultraleichtflugverband DULV ist für die Zulassung der Gyrocopter zuständig. Dessen Vorsitzender Jo Konrad sagte, dass ein Sturz aus über 30 Metern bei einem Helikopter deutlich schwieriger zu beherrschen sei. „Bei Luftfahrtunfällen spielt oft der menschliche Faktor eine Rolle.“

Der Absturz in Paulinenaue sei der erste schwere Unfall mit einem Gyrocopter des Typs MT03, sagte Konrad. Bisher seien rund 50 dieser Fluggeräte in Deutschland zugelassen. Im vergangenen Sommer kam es bei einer Flugshow bei Ulm mit einem anderen Fabrikat zu einem tödlichen Unfall, „als der Pilot mehr vorführen wollte, als er konnte“, wie Jo Konrad sagte.

Filmfans ist der Gyrocopter durch den James-Bond-Film „Man lebt nur zwei Mal“ bekannt. Mit seiner „Little Nellie“, ausgestattet mit technischen Raffinessen, hielt Sean Connery damals fünf Helikopter in Schach.

Dorothee Schmidt

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