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Brandenburg: Bahn frei für Krause

Der affärenumwitterte Ex-Bundesverkehrsminister macht jetzt Geschäfte in Brandenburg

Brandenburg/Havel - Er war einer der schillernsten Politiker des Ostens. Er handelte den Einigungsvertrag mit aus und galt als Günstling von Helmut Kohl, ehe er über eine „Putzfrauen-Affäre“ stolperte. Er hat wegen einer Firmenpleite seit Jahren Ärger mit der Strafjustiz. Und jetzt entdeckt Günther Krause, 54 Jahre alt, CDU-Bundesverkehrsminister a. D., das Land Brandenburg für private Geschäfte. Nicht jedem ist das geheuer.

Wichtigster Schauplatz dabei ist Kirchmöser, ein auf einer idyllischen Halbinsel gelegener Ortsteil der Stadt Brandenburg, der sich zu einem der prosperierendsten Gewerbestandorte im Land entwickelt – Spezialprofil: Bahnindustrie und was dazugehört. Kirchmöser wäre, das war schon im vorigen Jahrhundert so, nichts ohne die Bahn. Hier werden Hochgeschwindigkeitsweichen produziert und Gleisreparatur-Triebwagen. Ein Bahnstromwerk sitzt hier, ein Forschungszentrum der Bahn AG. Auf zwei vom Land geförderten Gewerbegebieten siedeln sich Firmen an wie kaum anderswo. Heute besucht Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) den Standort.

Die Villa in der Brandenburger Allee, in der sich Günther Krause mit seiner Firma IBP eingemietet hat, steht dabei aber nicht auf dem Programm. Dabei läge das so fern nicht. Mit der IBP will Krause unter anderem versuchen, aus Biomasse industriell Öl herzustellen. Aber Krause ist außerdem Präsident des von ihm gegründeten „Bahn-Netzwerkes Brandenburg“. Der Verein, der 22 Mitglieder hat, darunter zwölf Firmen, will in der Villa im August ein „Internationales Begegnungszentrum“ eröffnen. Ziel sei es, dass die ansässigen Firmen kooperieren, um Märkte insbesondere in Osteuropa zu erschließen, sagt Krause. „Da muss man sich in Arbeitsgemeinschaften organisieren.“ Er kenne viele Unternehmen, habe gute Kontakte. Er sei „Unternehmensberater“ und wolle „Lobby-Arbeit“ machen.

Manche aber blicken skeptisch auf diese Projekte. „Herr Krause hat keine gute Vorgeschichte. Das ist nicht unbedingt ein Aushängeschild, um Kirchmöser zu fördern“, sagt etwa Ralf Holzschuher, der örtliche SPD-Landtagsabgeordnete. Vorbehalte gibt es auch deshalb, weil Krause im Oktober 2007 wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung vom Landgericht Rostock zu einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung verurteilt worden war. „Es gibt kein rechtskräftiges Urteil gegen mich“, sagt Krause dazu. Er habe Revision gegen das Urteil eingelegt.

Bei der städtischen Projektentwicklungsgesellschaft (PEK) für Kirchmöser hat man keine Probleme mit Krauses Vita. „Er ist ein Investor wie jeder andere“, sagt PEK-Geschäftsführer Hans-Joachim Freund. „Er bringt Firmen an, die wir brauchen. Er hat Kontakte zu namhaften Unternehmen im Bahnsektor.“ Im Wirtschaftsministerium und in der Zukunftsagentur Brandenburg ist man schon zurückhaltender und will erst mal reale Ergebnisse von Krauses Plänen abwarten. Kirchmöser ist dabei nicht das einzige Wirkungsfeld des umtriebigen Ex-Ministers im Lande: In Wittenberge in der Prignitz will Krause als „Gündungsrektor“ eine private Fachhochschule ins Leben rufen: die „Preußische Akademie für Zukunftsentwicklung“. Thorsten Metzner

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