zum Hauptinhalt
Blühende Landschaften. Zahlreiche Obstgärten in Werder sind ab kommenden Sonnabend wieder geöffnet. Die Besitzer servieren Kaffee und Kuchen – und natürlich Obstwein.

© dpa

Baumblütenfest in Werder: Ab in den Obstgarten

Werder lädt zum 131. Baumblütenfest ein, das wieder familiärer sein soll. Neben dem berühmten Obstwein gibt es wieder Rummel, Riesenrad, Verkaufsständen und Bühnenprogrammen. Aber nicht nur dort wird’s bunt.

Das Lockmittel duftet nach Himbeere, Aprikose, Kirsche, Rhabarber oder Holunder, schmeckt anfangs nach Fruchtsaft und lässt später die Knie weich werden. Vom morgigen Sonnabend an wird dieser berüchtigte „Bretterknaller“ in der Havelstadt Werder wieder durch zehntausende Kehlen laufen. Schon zum 131. Mal feiert die Kleinstadt ihr Baumblütenfest. Bis zum 2. Mai können sich Besucher entweder ins Gedränge mit Rummel, Riesenrad, Verkaufsständen und Bühnenprogrammen stürzen oder ruhige Stunden in einem der 115 Obstgärten oder Plantagen verbringen. Der Obstwein ist in rund zwei Dutzend Varianten immer präsent.

Die eher gemütliche Variante hatte der Obstzüchter Wilhelm Wils im Sinn, als er 1879 dem örtlichen Verein seiner Zunft einen folgenreichen Vorschlag unterbreitete: Man könne doch in den Berliner Zeitungen die Bewirtung aller Gäste mit Obstwein, Kaffee und Kuchen in der letzten Aprilwoche in blühenden Gärten ankündigen. Die Großstädter ließen sich nicht lange bitten, und schon im ersten Jahr füllten 50 000 Neugierige die nach dem Winter leeren Kassen der Obstbauern. Eine bessere Werbung für die spätere Ernte konnte es kaum geben.

„Zu diesem familiären Charakter wollen wir wieder hin“, sagt Hartmut Schröder, Vize-Bürgermeister und Organisationschef. „Uns geht es nicht um einen Massenansturm, sondern um eine lockere Atmosphäre mit angenehmen Gästen.“ Deshalb verkehrt in diesem Jahr erstmalig kein Bus mehr zwischen dem Bahnhof und der etwa zwei Kilometer entfernten Altstadtinsel. Auf diese Weise sollen möglichst viele Gäste vom geraden Weg ins Zentrum nach rechts abbiegen. Hier locken die Friedrichshöhe mit einem Bauernmarkt und die Bismarckhöhe mit einem großen Biergarten. In der Nachbarschaft öffnen viele Einheimischen ihre Gärten und laden zum Umtrunk unter den Obstblüten ein. Wem auch hier der Trubel noch zu groß erscheint, steigt am Bahnhof oder unterwegs in einen Bus zur Obstplantagenrundfahrt. Die fahren so regelmäßig, dass sich an einem Tag gleich mehrere Ziele schaffen lassen.

Die beabsichtigte Entlastung der Innenstadt kommt nicht ganz freiwillig. Schon seit 2008 kämpft eine Bürgerinitiative für ein ruhigeres Fest jenseits des Ballermann-Charakters. „Am liebsten würden wir den lauten Rummel, die Riesenräder und die Musikbühnen vor die Tore der Stadt verlegen“, sagen die Initiatoren um Uta Klotz, die direkt am Wasser eine Pension betreibt. „Aber das war leider nicht durchzusetzen.“ Anders als in den Jahren zuvor wird es diesmal aber auf der Marktbühne etwas leiser zugehen. „Hier soll volkstümliches Programm dominieren“, sagt Hartmut Schröder. „Dennoch wollen wir die Jugend nicht völlig ausschließen.“ Die solle weiterhin auf der Bühne am Wasser ihren Spaß finden. Nochmals verstärkte Sicherheitskräfte sollen dafür garantieren, dass die Stimmung auf dem Fest nicht kippt. Bisher gab es abends oft Probleme mit alkoholisierten Jugendgruppen, die andere Besucher verschreckten.

Mit problematischen Gästen hatte die Stadt schon immer zu kämpfen. So schrieb ein Reporter vor nunmehr 105 Jahren: „Auf dem Baumblütenfest trieben sich scharenweise Gauner herum, stibitzten Golduhren und Reichsmark. Besonders günstig für die Langfinger war abends das lebensgefährliche Treiben am Bahnhof, wo die tausendfache Menge wie eine Mauer stand.“

Für die Anreise empfiehlt sich die Bahn. An beiden Wochenenden fahren drei Züge pro Stunde von Berlin nach Werder (Tarifgebiet C). Die Weiße Flotte pendelt von Potsdam, Caputh und Geltow nach Werder. Infos unter www.baumbluete.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false