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Schon in 2010 erwartet die Flughafengesellschaft einen neuen Fluggastrekord.

© dpa

BBI: Wirtschaftsvertreter sind für längeren Nachtbetrieb

Wirtschaftsverbände sprechen sich für einen längeren Flugbetrieb auf dem BBI auch in den Randzeiten aus. Kritik wurde an Grünen und CDU laut. Auch ohne BBI erwartet die Flughafengesellschaft einen Passagierrekord.

Die von der Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast initiierte Diskussion um den Verkehr auf dem künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld ist nach Ansicht von Wirtschaftsvertretern aus Berlin und Brandenburg „mehr als absurd.“ Der neue Flughafen müsse wie geplant in Betrieb genommen werden, fordern sie am Dienstag gemeinsam. Kritik der Wirtschaft gibt es aber auch an der Berliner CDU, die nach dem Aufflammen der Prostete gegen die vorgeschlagenen Flugrouten ein striktes Nachtflugverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr gefordert hat. „Wirtschaftsverstand und CDU müssen nicht immer eine Einheit bilden“, sagte am Dienstag der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus, Wolfgang Krüger.

Künast hatte die Frage aufgeworfen, ob der neue Flughafen ein Drehkreuz werden müsse oder ob er sich nicht doch auf den Europaverkehr beschränken solle. Internationale Verbindungen seien unverzichtbar für weitere Geschäftsansiedlungen und für die bereits vorhandene Nachfrage, sagte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), Christian Amsinck – 535 Tage vor der geplanten Eröffnung am 3. Juni 2012 und 1550 Tage nach dem Baubeginn. Wachstum werde es vor allem auf dem asiatischen Markt geben.

Die Flughafengesellschaft ist nach dem Einbruch der Passagierzahlen in der Wirtschaftskrise bereits wieder auf Wachstumskurs. Im November wurden exakt 1 868 275 Passagiere gezählt, 10,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Fürs gesamte Jahr erwartet Flughafenchef Rainer Schwarz nach wie vor einen Rekord. Mit mehr als 22 Millionen Fluggästen sollen am Schluss so viele abgefertigt worden sein wie noch nie in der Geschichte der Berliner Flughäfen.

Bei den umstrittenen Flugrouten müsse es schnell Planungssicherheit geben, forderte Amsinck. Das Thema sei zu lange ausgespart worden und hätte früher diskutiert werden müssen, kritisierte Victor Stimming, der Präsident der IHK Potsdam. Zu lange habe man sich auch in Berlin damit zufrieden gegeben, dass vom Fluglärm nach den bisherigen Veröffentlichungen nur Brandenburger betroffen sein sollten.

Krüger bemängelte, dass es kaum noch möglich sei, große Projekte zu verwirklichen, weil Betroffene „zunehmend aggressiver“ ihren Status Quo verteidigten. Der Berliner CDU warf er vor, mit dem von ihr beantragten strikten Nachtflugverbot „Umfragewerten nachzujagen.“ Auch Amsinck sagte, er sei vom CDU-Vorstoß überrascht worden, und kündigte dazu weitere Gespräche an.

Amsinck hält auch Flüge in den sogenannten Randzeiten zwischen 22 Uhr und 0 Uhr sowie zwischen 5 Uhr und 6 Uhr für erforderlich, um den Flughafen wirtschaftlich betreiben zu können. Auch Parallelstarts, die zu anderen Flugrouten führen als im Genehmigungsverfahren dargestellt war, seien unverzichtbar, sagte Amsinck. Die Routen könnten dabei sicher optimiert werden.

„Vernünftige Routen“ müssten jetzt zeitnah erarbeitet werden, verlangte gestern auch erneut Senatssprecher Richard Meng. Dies sei wichtiger, als sich mit Briefen zu den Routen, die vor Jahren geschrieben worden seien, zu beschäftigen. Meng bezog sich dabei auf Unterlagen, die, wie berichtet, nachträglich aus dem Planfeststellungsantrag der Flughafengesellschaft entfernt worden waren. Flughafensprecher Ralf Kunkel kündigte an, dass die Hintergründe rasch aufgeklärt würden.

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