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alkohol jugendliche

© ddp

Behandlungskosten: Krankenkassen klagen über Komatrinker

1000 Euro kostet die Krankenkassen im Durchschnitt der Alkohol-Exzess eines Jugendlichen, der in einer Klinik behandelt werden muss. In keinem anderen Bundesland kommen so viele junge Erwachsene wegen Alkohol ins Krankenhaus.

Die AOK als größte Krankenkasse des Landes mit über 600.000 Versicherten habe allein 2006 für derartige Klinikaufenthalte fast eine Million Euro aufbringen müssen, sagt Detlef Fronhöfer von der AOK Brandenburg. Die Tendenz von jugendlichen Alkoholexzessen mit Krankenhausfolgen ist in Brandenburg laut Statistik steigend.

Die Zahl von alkoholbedingten Klinikumsaufenthalten junger Menschen bis 25 Jahren habe sich seit 2000 nahezu verdoppelt, sagt Claus Niekrentz, Geschäftsführer der Landesstelle für Suchtfragen e.V. in Potsdam. Sein Verein hat die Statistik jetzt zusammen mit dem Landesgesundheitsamt mit Hinblick auf jugendlichen Alkoholkonsum ausgewertet.

Drastischer Anstieg bei jungen Frauen

Im Jahr 2000 benötigten demnach 501 Jugendliche ärztliche Hilfe nach übermäßigem Alkoholgenuss. 2005 war ein Anstieg auf 939 Fälle zu verzeichnen. "Seitdem steigen die Zahlen um mindestens zehn Prozent pro Jahr", sagt Niekrentz. Am meisten trinken sich demnach junge Männer im Alter zwischen 15 und 25 Jahren in den Vollrausch. Über zwei Drittel der jugendlichen Patienten nach übermäßigem Alkoholgenuss kommen aus dieser Altersgruppe. Bei den jungen Frauen lasse sich vor allem in der Altersgruppe zwischen 20 und 25 Jahren ein drastischer Anstieg um etwa 300 Prozent verzeichnen. "Die absoluten Zahlen sind mit weniger als 100 Fällen jedoch vergleichsweise gering", sagt Niekrentz.

Während der Trend von jugendlichem Alkoholgenuss mit Krankenhausfolgen laut Niekrentz im Bundesdurchschnitt liege, nehmen die Brandenburger Männer bundesweit einen der Spitzenplätze ein. Fast doppelt so viele Männer ab 25 Jahren landen hier mit alkoholbedingten Leberkrankheiten in den Krankenhäusern. Während in Brandenburg 110 männliche Leberpatienten auf 100.000 Einwohner kommen, sind es im restlichen Bundesgebiet 61 Personen pro 100.000 Einwohner. Zudem sterben in Brandenburg laut Krankenhausdiagnose- und Todesursachenstatistik mehr Männer an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums als im restlichen Bundesgebiet.

Brandenburg will Präventionsangebote ausbauen

Um den Negativtrend zu stoppen, sollen die Brandenburger bereits in jugendlichem Alter "den verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol lernen und mehr Risikokompetenz beim Trinken entwickeln", sagt Niekrentz. Das Land habe zusammen mit der Landesstelle für Suchtfragen mehrere Modellprojekte zur Früherkennung entwickelt, darunter die Programme "FredPlus" und "Halt" ("Hart am Limit"). Darüber hinaus wurde das Hilfsangebot "Lieber schlau als blau" ins Leben gerufen, bei dem Sozialarbeiter Jugendlichen ab 16 Jahren unter Einwilligung der Eltern kontrollierte Erfahrungen mit Alkohol ermöglichen. Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin ist das Projekt bereits mit Erfolg angelaufen, und die Jugendlichen können nach dem Alkoholgenuss die Wirkung der Promille auf ihr Verhalten beispielsweise bei Videoaufnahmen von sich selbst beobachten.

Zudem müssen diese Präventionsangebote dringend personell ausgebaut werden, fordert Niekrentz. "Bei allen Partnern in unserem Netzwerk fehlen Mitarbeiter, die dem Trend entgegenwirken können." Nur so könnten zusätzliche Anlaufstellen geschaffen werden, die sich speziell um die Probleme junger Trinker kümmern. (ho/ddp)

Beatrice George

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