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Bei Cottbus: Verein macht alte Ziegeleibahn wieder flott

An der rund 300 Meter langen Bahnstrecke in Klein Kölzig werden die Gleise gerichtet.

Klein Kölzig - „Andreas, miss gut aus“, ruft der Vorsitzende des Ziegeleibahn-Vereins, Uwe Eppinger, seinem Vereinskollegen Andreas Herkula an den frisch verlegten Schienen zu. Herkula ist Ortsvorsteher der 320 Einwohner zählenden Gemeinde südöstlich von Cottbus und mit Eppinger die treibende Kraft für dieses Projekt im Geopark Muskauer Faltenbogen (siehe Kasten). Mit ehrenamtlichem Engagement bauen sie die alte Schmalspurstrecke mit der Spurweite von 600 Millimetern wieder auf.

„Wir wollen die Ziegeleibahn wieder flottmachen“, sagt der 49-jährige Chef des vor zwei Jahren gegründeten Vereins, der mittlerweile 15 Mitglieder zählt. Beim Familientag an diesem Wochenende soll in dem vor rund 450 000 Jahren durch einen Gletscher entstandenen Faltenbogen die erste Feldbahn wieder über die Schienenstränge fahren. „Rund 50 Jahre liegt die letzte Fahrt der ehemaligen Tonbahn zurück“, sagt Eppinger, der als Fachbereichsleiter im Amt Döbern- Land arbeitet. Eine Handvoll Gleichgesinnter hat er seit 2008 um sich geschart: Handwerker, Ingenieure und mittelständische Unternehmer. Mit Thomas Hempel ist sogar ein gelernter Lokführer mit dabei.

Der 45-jährige Hempel steuert an diesem Wochenende die sechs Tonnen schwere und 30 PS starke Diesellok aus Belgien mit sechs Arbeits- und Sitzloren über die Strecke. Rund 2500 freiwillige Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder bisher investiert. „Bis Weihnachten soll aus der Pendelstrecke ein 400 Meter langer Rundkurs werden“, kündigt der Vereinsvorsitzende an. „Wir haben uns alles zusammengestoppelt“, beschreibt der Gerätemaschinist Rainer Melchrick die Arbeiten beim Gleisbau. Nichts war nach der Schließung der Ziegelei im Jahr 1960 mehr da: keine Schwellen, keine Schienen und auch keine Feldbahnteile. „Wir mussten uns alles selbst besorgen“, sagt Melchrick.

Rund 50 Beschäftigte, meist Frauen, hatten in der 1892 eröffneten Ziegelei früher täglich etwa 5000 bis 7500 Mauersteine für Häuser in der durch die Glas- und Kohleindustrie geprägten Region gebrannt. Der Ton wurde aus den umliegenden Gruben geholt. „Aus diesem Grund wurde 1920 auch die Ziegeleibahn gebaut“, berichtet Vereinschef Eppinger. Die größte Entfernung der Tonbahn betrug damals 4,5 Kilometer.

Der Verein will jetzt nach und nach alle vier Teilstrecken für die Besucher des Geoparks Muskauer Faltenbogen wieder erlebbar machen. Auch ein Lokschuppen soll entstehen. Das inzwischen restaurierte Ziegeleigebäude soll in Kürze zum Geo-Informationszentrum des Muskauer Faltenbogens werden.

An diesem Wochenende erwartet der Verein beim Familienwochenende und dem nunmehr 9. Geoparktreffen rund 500 Fahrgäste in Klein Kölzig. Die alte Ziegelei ist gemeinsam mit der sächsischen Waldeisenbahn Muskau in Weißwasser einer der Hauptveranstaltungsorte. Britta Beyer, ddp

Britta Beyer

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