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© dpa

Beinahe-Katastrophe: Dach eines Supermarkts in Falkensee eingestürzt

Das Dach eines Supermarktes ist am späten Dienstagabend in Falkensee (Havelland) eingestürzt. Kunden und Mitarbeiter hatten das bereits geschlossene Geschäft gerade verlassen, wie die Polizei in Potsdam am Mittwoch mitteilte. Verletzt wurde niemand. Warum das etwa 1000 Quadratmeter große Dach einstürzte, ist unklar. Das Gebäude ist weniger als zehn Jahre alt.

Nur mit viel Glück sind Angestellte und Kunden eines Supermarktes in Falkensee am westlichen Berliner Stadtrand am späten Dienstagabend einer Katastrophe entgangen. Denn nur 20 Minuten nach dem Geschäftsschluss um 22 Uhr stürzte das etwa 1 000 Quadratmeter große Dach ins Innere des Verkaufsraumes. „Es hätte mit Sicherheit Tote und Verletzte gegeben“, sagte der fassungslos wirkende Bürgermeister Heiko Müller nach einem ersten Blick in den zerstörten Markt. „Überall hängen Holzbalken kreuz und quer von der Decke. Dazwischen liegen Dachziegel und Schutt.“ Einige lange Kanthölzer prallten zu Boden, andere hängen bedrohlich locker kurz über dem Erdboden. „Wir können wirklich von einem großen Wunder sprechen, dass niemand verletzt wurde“, meinte Müller. Bausachverständige nahmen gestern die Ermittlungen auf. Am Wetter hat der Einsturz jedenfalls nicht gelegen. Es hat in Falkensee in den zurückliegenden Wochen weder stark geregnet, noch heftig gestürmt.

Nur wenige Augenblicke vor dem Unglück verließen zwei Mitarbeiter des vom Handelskonzern Rewe betriebenen Geschäftes den Ausgangsbereich, um in den Feierabend zu starten. Als die Dachkonstruktion mit lautem Getöse zu Boden fiel, brachten sie sich zunächst in Sicherheit, um dann sofort die Feuerwehr zu rufen. „Unser Chef ist noch drin“, meldeten die jungen Leute. Die nach sechs Minuten eingetroffene Feuerwehr schickte sofort zwei Spezialisten in die Trümmerwüste. „Wir riefen den Namen des Vermissten, der schließlich auch antwortete“, erinnerte sich der Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr, Frank Christ. „Zum Glück hatte sich der noch mit der Abrechnung beschäftigte Marktleiter hinter einer Brandmauer in Sicherheit bringen können.“ Mit einem Spezialschlüssel wurde die Hintertür geöffnet, um den Mann zu befreien. „Ich sah die Decke direkt auf mich zu kommen und konnte mich im letzten Augenblick retten“, erzählte Jürgen R. Mehr Einzelheiten durfte er auf Geheiß der Rewe-Gruppe nicht verraten.

"Bedauerlicher Einzelfall"

Für das Unternehmen ist der Dacheinsturz ein „bedauerlicher Einzelfall“, wie Pressesprecher Stefan Mechnig erklärte. „Wir warten die Untersuchungen der Bausachverständigen ab und sehen derzeit keine Veranlassung, andere Märkte in Deutschland wegen eines Sicherheitsrisikos zu sperren.“ In den einzelnen Einkaufszentren gebe es erhebliche Unterschiede, so dass man nicht von „baugleichen Typen“ sprechen könne. Rewe sei froh, dass das Unglück so glimpflich verlaufen sei. Wie überall wäre das Unternehmen auch in Falkensee nur Pächter der Supermärkte. Alle statischen Kontrollen verliefen unter Kontrolle des Eigentümers, zu dem man schon Kontakt aufgenommen habe.

Auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will vor einer möglichen Schließung von Märkten erst die Suche nach der Ursache des Dacheinsturzes abwarten. „Wir haben nach dem katastrophalen Dacheinsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall im Januar 2006 mit 15 Toten eine Checkliste für die Gebäude an alle Supermarktbetreiber geschickt“, erklärte Pressesprecher Marko Rosteck. „Darin haben wir insbesondere die Aufmerksamkeit auf die Sicherheit der Dächer gelegt.“ Aber die Aktion beruhe auf Freiwilligkeit. Verantwortlich sei in jedem Fall der Eigentümer.

In Falkensee bleibt das beliebte Einkaufszentrum Akazienhof mit dem eingestürzten Rewe-Markt wohl noch lange Zeit zumindest teilweise gesperrt. Das städtische Bauordnungsamt hat alle sieben Geschäfte des Zentrums geschlossen. Gleich neben Rewe steht ein baugleicher Aldi-Markt. Dort brannte gestern im Unterschied zum eingestürzten Rewe-Laden noch Licht. „Das Unglück kappte hier die ganze Elektro-Versorgung“, hieß es von der Feuerwehr. „Außerdem setzte eine gebrochene Wasserleitung den Boden unter Wasser.“ Die Ware sei ohnehin verdorben, weil sämtliche Kühlaggregate nicht mehr laufen.

Für Falkensees Bürgermeister kommen nach Rücksprache mit Bau-Experten nur drei Ursachen für die Beinahe-Katastrophe infrage: „Entweder haben die Architekten versagt“, sagte Heiko Müller. „Oder die Zusammenarbeit mit der Baufirma stimmte nicht oder beim Bau wurde das falsche Material verwendet.“ Unter Architekten gilt bei Tragwerken wie einem Dach eigentlich das Vier-Augen-Prinzip. Ein Statiker prüfe die Arbeit eines anderen Statikers, um Pfusch am Bau auszuschließen.

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