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Bergbau: In der Kupferstadt herrscht Goldgräberstimmung

Minera S.A. will das Erz unter Spremberg abbauen. Die Firma investiert 30 Millionen in die Erkundung.

Von Sandra Dassler

Spremberg - Siegfried Strasser wirkt skeptisch, als er die Gaststätte „Georgenberg“ betritt. „Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass man Gewinn machen kann, wenn man das hier lagernde Kupfer fördert“, sagt er. Genau dies möchte die in Panama ansässige Firma Minera S.A. tun, wenn sich bei Probebohrungen herausstellt, dass es sich lohnen sollte. 30 Millionen Euro will die Holding, die auf den Abbau von Mineralien spezialisiert ist, in den nächsten 18 Monaten allein in Erkundungsarbeiten investieren. Das verkündete der eigens aus Bolivien angereiste Fernando Candia, Vorstandsmitglied bei Minera, vor etwa 200 Sprembergern, die am Donnerstagabend zu einer Informationsveranstaltung gekommen waren.

Viele von ihnen hatten, wie Siegfried Strasser, bereits von 1975 bis 1980 an der Erschließung der Kupferlagerstätte unter Spremberg gearbeitet. Schon damals war klar, dass in der Erde im brandenburgisch-sächsischen Grenzgebiet rund 1,5 Millionen Tonnen reines Kupfer lagern, die in 98 Millionen Tonnen Erz eingeschlossen sind. Das Vorhaben scheiterte letztlich an der mangelnden Finanzkraft der DDR. Anfang dieses Jahres überraschte das Brandenburgische Bergbauamt nicht nur die Spremberger mit der Nachricht, dass es mehrere Interessenten gebe, die sich um Konzessionen für den Kupferabbau beziehungsweise für Erkundungsarbeiten bemühten. Dazu gehörten unter anderem ein Tochterunternehmen des weltweit tätigen Rohstoffkonzerns Anglo American sowie die polnische Firma KGHM Cuprum. Vor drei Wochen erteilte das Bergbauamt Minera S.A. den Zuschlag. Die will nun laut Vorstandsmitglied Candia zunächst ein Tochterunternehmen gründen und außerdem mindestens zwölf neue Bohrlöcher setzen.

Die Vertreter der Holding präsentierten den Sprembergern nicht nur einen detaillierten Plan für ihr Vorhaben, sie überzeugten auch bei der Beantwortung der Fragen im Anschluss an die Präsentation: Selbstverständlich werde man beim Abbau auf Umweltnormen achten und natürlich wisse man auch um die besondere Befindlichkeit der von Braunkohletagebauen geprägten Region. Da Kupfer unter Tage abgebaut wird, müsse man keine Dörfer oder Häuser dafür abreißen. Das Kupfer solle nicht in Spremberg verhüttet werden, sondern anderswo in Europa, möglicherweise in Hamburg. Resthalden würden nicht anfallen, auch mit Bodensenkungen sei nicht zu rechnen, da die etwa 1000 bis 1300 Meter hohen Erdschichten über dem Kupfer mit Hilfe moderner Technik stabilisiert würden.

Am Ende gab es viel Beifall, auch wenn die Vertreter von Minera immer wieder betonten, dass ein Bergwerk nur errichtet werde, wenn die Machbarkeitsstudie nach Abschluss aller Erkundungsarbeiten positiv ausfalle. In diesem Fall aber kann, so das Unternehmen, mit vier- bis fünfhundert direkt im Bergbau Beschäftigten gerechnet werden. Service- und Transportunternehmen aus der Region würden ebenfalls vom Kupferabbau profitieren. Allerdings: Bis dahin könnten noch Jahre vergehen. Bei positiver Entscheidung beginnt das bergbaubehördliche Genehmigungsverfahren erst 2009 .

Außerdem haben zwei Unternehmen, die ebenfalls einen Konzessionsantrag gestellt hatten, gegen die Entscheidung des Bergbauamts Widerspruch eingelegt. Ende August soll darüber entschieden werden. Lehnt das Bergbauamt die Widersprüche ab, was zu erwarten ist, bleibt den Konkurrenten noch die Klage vor dem Verwaltungsgericht. Diese hat aber keine aufschiebende Wirkung, wenn Minera einen Antrag auf sofortige Vollziehung stellt. „Das werden wir mit Sicherheit tun“, sagte am Donnerstagabend Volker Spieth, der als Geologe für Minera arbeitet. „Wir haben schon sehr viel in die Vorbereitung investiert und wollen keine Zeit mehr verlieren.“

So könnten schon im Herbst die ersten Probebohrungen stattfinden, sehr zur Freude von Sprembergs Bürgermeister Klaus-Peter Schulze. Auch Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD), der eigens aus seinem Urlaub nach Spremberg gekommen war, gab sich optimistisch: Zwar liege nur ein kleiner Teil der Kupfervorkommen auf sächsischem Gebiet, meinte er. „Aber vom Bergbau würde die ganze Region profitieren.“

Am Ende der Veranstaltung war selbst Siegfried Strasser nicht mehr ganz so skeptisch. „Die machen einen sehr seriösen Eindruck“, sagte der ehemalige Bergbauingenieur. „Vielleicht erlebe ich doch noch, dass hier in Spremberg Kupfer abgebaut wird.“

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