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Berliner Feuerwehr: Dauereinsatz auf dem Dach

Die Schneemassen auf den Hausdächern werden immer häufiger zur Gefahr. Stadtweit werden Hallen und Gebäude überwacht. Hausbesitzer müssen den Feuerwehreinsatz bezahlen.

Die Schneemassen auf den Hausdächern werden immer häufiger zur Gefahr. Die Berliner Feuerwehr ist im Dauereinsatz, mehr als 230 Mal rückte sie seit Sonntag aus, um Schneebretter und Eiszapfen von den Gebäuden zu holen. Gehwege – wie gestern vor der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Am Köllnischen Park – wurden schnell gesperrt.

Doch nicht nur herabfallende Schneemassen und Eisbrocken sind eine Gefahr, auch das Gewicht macht Sorgen. In Gelsenkirchen riss das Stadiondach ein, in Belgien stürzte eine Kirche zusammen, gestern brach in Brandenburg ein Stall unter der Schneelast ein, in dem sich 400 Kühe befanden. Wie viele Tiere durch die Trümmer erschlagen oder verletzt wurden, war bis zum Abend unklar.

Auch die ersten Bezirke haben reagiert und Sporthallen mit Flachdächern gesperrt. In Mitte sind diese bis zum 3. Januar geschlossen, heißt es in einer Mitteilung. Vizebürgermeister Carsten Spallek (CDU) spricht von einer „vorsorglichen Maßnahme“. In Friedrichshain-Kreuzberg sind die Sporthallen in der Lobeck-, der Görlitzer- und der Urbanstraße gesperrt worden und werden jetzt von Statikern überprüft, so Jan Stöß (SPD), Stadtrat für Finanzen, Kultur, Bildung und Sport. In anderen Bezirken hingegen sieht man noch keinen Grund für Sperrungen. Nach dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall vor knapp fünf Jahren habe man „die Statik aller Dachkonstruktionen überprüft“, sagt Klaus-Dieter Gröhler (CDU), Baustadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf. Allerdings wurde auch diesmal vor Weihnachten von einigen Häusern der Schnee heruntergeräumt, spezielle Mitarbeiter gucken sich die Dächer genauer an.

In Neukölln werden die Turnhallen alle drei Tage von Dachdeckern kontrolliert, auch Reinickendorf hat alle prüfen lassen. Die Berliner Immobilienmanagement GmbH lässt die rund 1300 von ihr verwalteten öffentlichen Gebäude regelmäßig begehen und setzt zur Schneebeseitigung notfalls auch Industriekletterer ein – so kürzlich am Polizeigebäude in der Gothaer Straße in Schöneberg.

Dass die Membranschicht des Olympiastadions von der Schneelast beschädigt wird wie auf Schalke, glaubt Stadionsprecher Christoph Meyer nicht. Es sei mit bis zu 800 Kilogramm pro Quadratmeter belastbar. Auch der Helikoptereinsatz, bei dem der Schnee voriges Jahr vom Dach geblasen wurde, sei vorrangig ein Test gewesen, um diese Methode zu testen, die auch bei der Obsternte angewandt wird. Bei der Kirschernte bläst der Hubschrauber die Wassertropfen von den Früchten, bevor die Sonne aufgeht und diese zu platzen drohen. Der Arena wird nun regelmäßig aufs Dach gestiegen, genauso wie der O2-World und der Schmeling-Halle. Keine Probleme hingegen scheint es mit Kirchendächern zu geben. Weder bei der Evangelischen Kirchenleitung noch beim Bischöflichen Ordinariat lagen Meldungen über Sperrungen vor.

Für die Kontrolle der Schneelast auf den Dächern sind die Hausbesitzer zuständig. Dass sich immer mehr Schnee dort türmt, ist auch eine Folge der immer besseren Wärmeisolierung der Gebäude, hieß es bei einem Bauamt. Die Beseitigung des Schnees wird auf jeden Fall teuer. Wer glaubt, die Feuerwehr sei gegenüber Privatfirmen eine günstige Alternative, der irrt. Entsprechende Einsätze sind kostenpflichtig.Rainer W. During

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