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Freunde der Rosen. Rosemary und Rainer Bischoff ziehen 40 Sorten der Königin unter den Blumen in ihrem Zehlendorfer Garten.

© Thilo Rückeis

Berliner Pflanzen - die Gartenserie (2): Die Lady lässt bitten

Sie betört durch Duft und Grazie, gilt als Königin der Blumen. In einem Zehlendorfer Garten ist die Rose Programm. Was denn sonst? Die Hausherrin ist Engländerin und heißt: Rosemary

Ein strahlend heller Tag, eben kommt ein leichtes Lüftchen auf. Die Hausherrin freut sich – für ihre Pflanzen. „Perfekt für unsere Rosen. Die hassen nichts mehr als Regen“, sagt sie. Gleich nach dem Frühstück haben sie und ihr Mann bis mittags im Garten Unkraut gezupft, Kompost gehäufelt und Blätter nach Läusen untersucht. „Man muss wissen, Rosen sind nicht pflegeleicht, es sind Diven.“ Er trägt das Tablett mit dem Five O’Clock Tea und Zitronenkuchen von der Küche auf die Terrasse hinaus. „Rosemary“, ruft er, „welches Plätzchen wählen wir denn heute bei den Rosen aus?“ Die Bank unter dem „Constance Spry“-Strauch wünscht sich seine Frau. „Der blüht und duftet gerade so herrlich.“ Rainer Bischoff, 61, macht sich auf den Weg quer übers Grün. Linker Hand ein Teich mit blauen Wasserlilien, vor ihm sattgrüner englischer Rasen. Er steuert auf die blühende Kulisse im hinteren Bereich des Gartens zu, das Eingangstor zu Rosemary und Rainer Bischoffs Zehlendorfer Rosenparadies.

Welch ein Rahmen! Die „Golden Gate“-Kletterrose kraxelt auf der rechten Seite an einem Spalier gut drei Meter empor und lässt gelbe Blüten leuchten. Links außen erklimmt die cremeweiße Rose „Ilse Krohn“ eine Backsteinmauer. Rainer Bischof geht auf dem rot geklinkerten Weg mitten durch, eine Sichtachse, die den Blick direkt hineinlenkt ins Reich der Königin der Blumen und dann – schon ist das Plätschern zu hören – zu einem Springbrunnen führt. Rainer Bischoff hält kurz inne, muss erst einmal das Wasserspiel genießen, setzt das Tablett dahinter auf einer Bank ab. Rosemary Bischoff, Ende 50, Britin aus Southampton, eilt schon, den leichten Strohhut auf dem Kopf, die Terrasse hinab. Wie immer hat sie die Gartenschere in der Hand, knipst unterwegs mal hier, mal dort was Welkes ab. Teatime auf der Holzbank vor einer sonnenwarmen Klinkermauer, very british. Ein Bild wie aus einem Medaillon: Die altenglische Strauchrose „Constance Spry“ bildet mit ihren Blütenbögen den Rahmen für das Paar. Es duftet nach Myrrhe und nach Darjeeling.

Eine gemeinsame Leidenschaft.

Die Berufe der Bischoffs klingen nicht blumig: Er betreut Computernetzwerke, sie arbeitet wissenschaftlich für die Pharmaindustrie. Ihre gemeinsame Leidenschaft heißt Rosengarten, Rosemarys Name ist Programm. Der Traum musste warten. Bis die beiden Söhne erwachsen waren, hatten die Bischoffs in den Achtzigern hinterm Einfamilienhaus an der Prinz-Handjery-Straße nur einen Platz zum Toben für die Kinder. 2004 kauften sie 800 Quadratmeter Land an der Rückseite ihres Gartens. Dort sollte Gartenkunst entstehen, von Frühjahr bis Herbst sollte es blühen. Beim Tag der offenen Gärten ließen sie sich inspirieren – und landeten bei Rosen, „unendlich vielfältig und blühfreudig“. Sie besichtigten die Vorbilder der Profis – den Rosengarten am Schloss Charlottenhof in Sanssouci, das englische Rosenparadies von Mottisfont Abbey. Ihren Gartenplan entwickelten sie mit der Berliner Gartenarchitektin Mona Kerkow. Rainer Bischoff rollt die Zeichnung aus. Jede einzelne Pflanze ist an ihrem Standort mit Namen verzeichnet. Das Zusammenspiel der Farben ist bedacht, die Abfolge der Blütezeiten. 40 Rosensorten haben sie mit Stauden kombiniert, ein raffiniert zusammengefügtes Meer von Blüten. Geschwungene Wegen führen hindurch, viele Beete haben Rundungen.

Ein Platz für chinesische Krieger.

„Einen kleinen Augenblick, bitte.“ Rosemary Bischoff muss zwischendurch ein bisschen was tun. Sie zupft einen störenden Zweig von einer ihrer Lieblingsrosen, der „Just Joey“ , die groß und orangerot blüht. Sie kontrolliert die Hochstammrose „Leonardo da Vinci“ auf Mehltau, arrangiert blühende Triebe von Heckenrosen auf den Schultern zweier lebensgroßer chinesischer Terrakotta-Krieger wie zartrosa Perlenschmuck. China im Zehlendorfer Rosengarten, das passt. Der Philosoph Konfuzius hat schon 500 vor Christus von Rosenpflanzungen in den kaiserlichen Gärten zu Peking berichtet. Der asiatische Teepavillon der Bischoffs ist gerade erst fertig geworden, davor ein schwarzes Becken mit Wasser, das Kupferdach des Pavillons spiegelt sich darin. Rosemary Bischoff schnuppert an einer Bernsteinrose. „Riecht nach Moschus.“ Auch das begeistert sie immer wieder, „wie unterschiedlich Rosen duften“.

Rosige Aussichten. Hinter der roten "Leonardo da Vinci" ist der chinesische Pavillon der Bischoffs zu sehen.
Rosige Aussichten. Hinter der roten "Leonardo da Vinci" ist der chinesische Pavillon der Bischoffs zu sehen.

© Thilo Rückeis

Die bronzene „Maigold“-Rose ist fast verblüht. Im Frühjahr setzt sie im Garten die ersten Tupfen. Die „Kleine Diamant“ blüht im Herbst zuallerletzt. Rainer Bischoff zeigt auf eine pinkfarbene Pfingstrose, farblicher Außenseiter am gelb-weißen Beet. Sie, erklärt er, diene „als Brücke fürs Auge“, hin zum rosa Nachbarbeet. Das ist Teil des Farbkonzepts, den Grundton des Gartens bilden Pastellfarben. Die Ausnahme heißt „Eye Paint“: scharlachrot mit goldenen Staubgefäßen. Wie viel Arbeit steckt in solch einem Garten? „Gut 20 Stunden pro Woche“, sagen beide. „Macht nichts, bringt ja Freude.“ Und: Was könnte schöner sein als Teatime unter Rosen?

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