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Martin Dixon mit einem Notizbuch, auf das seine Zeichnung aufgedruckt ist.

© privat

Zeichner Martin Dixon über seine Stadt: „Meine Bilder sind wie eine Chronik“

Mit seinem iPhone fertigt Martin Dixon Zeichnungen von Alltagssituationen, Gebäuden und Graffiti in Berlin an. Einige Motive sind mittlerweile verschwunden. Drei Fragen an den Künstler.

Herr Dixon, eines Ihrer Motive ist das berühmte Graffiti „Kreuzberg bleibt unhöflich“ an der Markthalle IX. Was drücken diese Zeichnungen für Sie aus?

Die Markthalle IX in der Eisenbahnstraße, an der das Gaffiti prangt, ist ja ein Ort, zu dem vor allem die Mittelklasse in Berlin gerne geht, alles ist etwas gediegen. Der Spruch „Kreuzberg bleibt unhöflich“ will sagen: „Er ist ja ganz nett, dieser Markt hier. Aber wir bleiben, wer wir sind.“ Das ist Berliner Schnauze, das gefällt mir. Solche Graffiti beinhalten eine soziale Spannung. Sie sind zu sehen, aber eben auch leicht zu übersehen. Ich möchte das festhalten.

Viele Motive sind auch Ausdruck einer verschwindenden Stadt.
Vor allem haben mich Motive im ehemaligen Ost-Berlin und Kreuzberg interessiert. Du zeichnest ein Gebäude oder ein Graffiti und sechs Monate später merkst du: Es ist weg. Da sieht man, wie schnell sich Berlin verändert. Wie schnell Eckkneipen oder ein Wandgemälde verschwinden können. Ich will das nicht bewerten, es ist normal, Städte wandeln sich. Aber ich bin froh, dass ich die Chance hatte, Sachen zu zeichnen, die langsam weggehen. Wie etwa ein kleines Café am Helmholtzplatz. Wichtig ist mir aber auch, dass meine Zeichnungen keine großen Ereignisse zeigen sondern Alltagssituationen. Da sind meine Zeichnungen eine Art Chronik.

Ihre Motive wirken auf den ersten Blick wie Fotos, sind aber digitale Zeichnungen. Warum die Mühe?
Wenn man einen Schnappschuss macht, kommt nie das raus, was man wirklich gesehen hat oder sehen wollte. Bei einer Zeichnung kann man das ganze Uninteressante in den Hintergrund rücken und gleichzeitig all die Gespräche, die man während des Zeichnens gehört hat, mit einfließen lassen.

Martin Dixon, 53, lebt seit zehn Jahren in Berlin. Der gebürtige Brite fertigt mit seinem iPhone digitale Zeichnungen an von Alltagssituationen, Gebäuden und Graffiti in der Stadt. Einige seiner Motive sind mittlerweile verschwunden. So wird Dixon auch zum Chronisten einer verschwindenden Stadt. Drei seiner Motive sind nun als Notizbücher erschienen – für neue Chronisten der Stadt. Eine Karte, auf der weitere von Martin Dixon gezeichnete Orte eingetragen sind sowie der Notizbuchshop findet sich hier.

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