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Alte Försterei

© kern/wende

1. FC Union: Freude an der Försterei

Das Stadion des 1. FC Union wird saniert und überdacht. Das Land erhält rund 10.000 Euro Pacht pro Monat – 65 Jahre lang.

Wie schön, diese Leidenschaft beim 1. FC Union! In den 70ern schleppten die Fans Schaufeln mit zum Stadion und schippten so lange, bis eine stattliche Tribüne stand. "Berlin hilft Union“, so hieß die Initiative. Und als später dringend neue Lautsprecher benötigt wurden, packten die "FDJ- Schülerbrigade“ tatkräftig mit an – artig in ihren Sommerferien.

Ja, vielleicht ist das alles ein bisschen viel Pathos um so ein altes Fußballstadion am Waldrand der Wuhlheide. Doch was früher Tradition war, wird auch heute gepflegt. Gestern Nachmittag gab der Klub bekannt, dass er die "Alte Försterei“ – namensgebend ist das Forsthaus neben dem Stadion – sanieren wird. Für kleines Geld, nämlich 2,5 Millionen Euro. Dafür sollen die Stehplätze überdacht und die Stufen endlich mit Beton ausgegossen werden, damit die Zuschauer nicht mehr beim kleinsten Nieselregen im Matsch herumstehen. Und beim Umbau sollen die Fans helfen. Ob allerdings beim Schleppen des Baumaterials oder am Betonmischer ist noch nicht ganz klar. Geklärt ist nur eins: Nach vielen Jahrzehnten wird Berlins größtes reines (und, ja doch, stimmungsvollstes) Stadion umgebaut.

"Es ist erstaunlich, wie hoch die Identität der Fans zu ihrem Stadion ist, das hat schon Eindruck gemacht – auch bei mir“, sagt Staatssekretär Thomas Härtel (SPD), Berlins zweithöchster Sportpolitiker. "Ich war schon oft im Stadion an der Alten Försterei und muss sagen: Das ist eine ganz heiße Kiste mit einer wirklich tollen Stimmung.“ Am Donnerstag, 20.30 Uhr, kommt Dynamo Dresden nach Köpenick; erwartet werden mehr als 10.000 Fans. RBB und MDR übertragen sogar live.

Umbau beginnt nach dem letzten Heimspiel

Der Umbau soll nach dem letzten Heimspiel beginnen, also am 2. Juni. Das Geld für die Tribünenerneuerung will der Klub selbst aufbringen, weitere 800 000 Euro kommen aus Landesmitteln. "Der Senat stellt dem Bezirk für den Einbau einer Rasenheizung rund 500.000 Euro und der Bezirk aus eigenen Mitteln rund 300.000 Euro zur Verfügung“, sagt Härtel. "Damit wollen wir das Stadion für die Zweite oder Dritte Liga fit machen.“ Er stellte aber klar: "Für den Neubau des Stadions und die Finanzierung muss allein der Verein verantwortlich sein.“

Und das deutete der Klub gestern auch an: In einer zweiten Bauphase soll die Haupttribüne für zwölf Millionen Euro neu errichtet werden. Die Finanzierung soll eine neue Stadiongesellschaft aufbringen, die das Stadion und die Logen vermarkten wird. Wann dieser zweite Bauabschnitt ansteht, wurde jedoch nicht gesagt – man ist vorsichtig geworden beim 1. FC Union, zu viele Stadionpläne wurden in der Vergangenheit erst herausposaunt und dann doch verworfen.

Die Zeit drängt. Schließlich kann der Klub noch in die Zweite Liga aufsteigen, und im derzeitigen 18.000-Zuschauer-Stadion hätten die Sicherheitsbehörden und der Deutsche Fußball-Bund keinen Spielbetrieb zu gelassen. Sollte der Verein in die Zweite Liga aufsteigen, will er die ersten Spiele im Olympiastadion austragen. Wenn er die Qualifikation in die neue Dritte Bundesliga schafft, spielt er im Jahnsportpark. Im Spätsommer will Union in seine alte Heimat zurückkehren.

1920 erbaut, ist das Stadion ein ganz spezielles, weil keine Laufbahn die Atmosphäre stört. Auch die Politik musste lernen, dass viele Berliner für ein Fußballstadion genauso emotional kämpfen können wie, sagen wir, für einen Flughafen. Es ist nur halt der andere Stadtteil.

Als der Sportausschuss im März tagte, flatterte im Abgeordnetenhaus ein Transparent mit dem Slogan "Das ist unser Stadion! – Die Alte Försterei muss leben“. Keine Woche verging ohne lautstarken Protest; "Pro-AF“-Aufkleber wurden verteilt, Unterschriften gesammelt. Die Fans wollten alles, nur bitte nicht für immer in den Jahnsportpark nach Prenzlauer Berg ziehen, wo einst Erich Mielke die Siege des Erzrivalen BFC Dynamo bejubelte. Das Olympiastadion hingegen wäre nicht nur zu groß, sondern auch zu weit weg für einen Klub, der seine Anhänger vor allem im Osten hat.

Nach Angaben von Union soll in den kommenden Tagen ein Erbbaupachtvertrag abgeschlossen werden, der über 65 Jahre laufen wird. Das heißt: Union darf Gelände nutzen und entwickeln, die Stadionbetreibergesellschaft muss aber 65 Jahre lang jeden Monat rund 10.000 Euro an das Land Berlin zahlen.

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