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1. Mai in Berlin: Die Flaschen sollen weg

Kreuzbergs Bürgermeister Franz Schulz will den Randalierern am 1. Mai die Wurfgeschosse nehmen. Imbisse sollen an diesem Tag keine Glasflaschen verkaufen.

Am 1. Mai sollen Randalierern in Kreuzberg diesmal die Wurfgeschosse weggenommen werden. Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) schlug vor, dass Jugendliche Glasflaschen einsammeln, die sie dann an speziellen Annahmestellen bis 24 Uhr gegen Geld eintauschen können. Zudem will der Bezirk alle Imbisse und Händler bitten, an diesem Tag keine Getränke in Glasflaschen zu verkaufen. „In den vergangenen Jahren sind Polizisten vielfach mit Flaschen beworfen worden“, sagte Schulz. 2007 waren in Kreuzberg 90 Beamte verletzt worden, viele durch Flaschenwürfe. Ein Verbot sei juristisch nicht möglich, sagte Schulz.

Zum 6. Mal veranstaltet der Bezirk das „Myfest“ – wie in den Vorjahren sollen zehntausende Besucher und 20 Musikbühnen den Randalierern den Platz wegnehmen. Dies hatte zuletzt immer besser funktioniert, hieß es bei Polizei und Bezirk.

Wie 2007 will die autonome Szene auf dem – von ihr als „bürgerlich und polizeigesteuert“ eingestuften und deshalb verhassten – Fest demonstrieren. Für 18 Uhr ist die Demo bei der Polizei angemeldet worden, die Route soll kreuz und quer durchs Festgelände führen – dies werten die Behörden als Provokation. Akzeptiert wurde die Route laut Polizei noch nicht. Bürgermeister Schulz kündigte an, sich „das ganz genau anzusehen“. Die Sicherheit der Festbesucher, darunter vieler Kinder, dürfe nicht gefährdet werden. 2007 hatten die Behörden nach einigem Hin und Her die Demo ein kleines Stück durchs Fest ziehen lassen, Störungen gab es nicht. Krawalle waren erst kurz vor 22 Uhr aufgeflammt.

Die beiden anderen Demonstrationen, die für den 1. Mai in Kreuzberg angemeldet wurden, sind aus polizeilicher Sicht unproblematisch. Um 13 Uhr starten Maoisten, Leninisten und Stalinisten, um 14 Uhr beginnt die „Mayday“-Parade. Für die Walpurgisnacht, traditionell die Einstimmung für den 1. Mai, liegen noch keine Anmeldungen vor. Erwartet wird jedoch, dass die linke Szene wieder am Boxhagener Platz in Friedrichshain ein Punkkonzert organisiert. Dort hatte es in den Vorjahren regelmäßig kleinere Scharmützel mit der Polizei gegeben.

Bürgermeister Schulz erwartet einen ruhigeren 1. Mai. 2007 gab es wegen des G-8-Gipfels und des Jahrestages der Mai-Krawalle, die erstmals 1987 stattgefunden hatten, mehr Gewalt. Auch ist der wichtigste Konfliktpunkt in diesem Jahr entschärft: Der linke Treffpunkt „Köpi“ ist nicht mehr von Räumung bedroht. Bei der Polizei gilt dies als wesentlicher Faktor zur Befriedung.

Möglicherweise wird ohnehin ein Teil der militanten Linken am 1. Mai nach Hamburg reisen, da dort Neonazis demonstrieren wollen. „Auf nach Hamburg und den Nazis und den Bullen den Tag versauen“, wird im Internet aufgerufen.

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