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1. Mai in Berlin: Konzerte gegen Krawall

Rund um den Mariannenplatz feiern die Kreuzberger das "Myfest" - ein deutliches Signal gegen Gewalt. Bis zum Einbruch der Dunkelheit verlief der 1. Mai in Berlin auch ohne größere Störungen.

Berlin - «In den Vorjahren war um diese Zeit in Kreuzberg schon immer eine Lauerstimmung von potenziellen Störern zu spüren - diesmal ist es anders», sagte ein Polizeisprecher. Laut Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ist die Polizei für den Fall der Fälle aber gut auf Randalierer und Störer vorbereitet. Rund 5500 Beamte könnten eingesetzt werden.

In Kreuzberg feiern mehrere tausend Anwohner und Besucher das «Myfest» rund um den Mariannenplatz. Bei dem Fest war es in den Vorjahren zu gewalttätigen Störungen besonders in den späten Abendstunden gekommen.

Am Nachmittag nahmen tausende überwiegend junge Menschen an mehreren von linken Gruppen initiierten Aufzügen in Kreuzberg und Neukölln teil. Zum vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mitorganisierte Myfest im Kreuzberg waren mehrere zehntausend Frauen, Männer und Kinder gekommen.

"Wir sind zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Tages", sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski am frühen Abend. In Kreuzberg habe es "vereinzelte Festnahmen" wegen des Verstoßes gegen das Vermummungsverbot sowie wegen des Mitführens von Pflastersteinen gegeben, fügte Schodrowski hinzu. Seit 1987 hatte es in Berlin im Anschluss an Demonstrationen regelmäßig Krawalle gegeben. 2005 waren die Ausschreitungen bereits weniger heftig als in den Vorjahren gewesen.

Premiere feierte die Mayday-Parade, die durch Kreuzberg und Neuköln zog. Ein Bündnis aus linken Gruppierungen und Kulturinitiativen hatte zu dem Protestmarsch unter dem Motto "Für soziale Rechte weltweit" aufgerufen. Zu dem Aufzug waren nach Veranstalterangaben 4500 Menschen gekommen, eine Polizeisprecherin sprach von etwa 2000 Demonstranten. "Wir wollen auf die unbestimmte Angst bei vielen in der Gesellschaft aufmerksam machen, dass man nicht weiß, wie es weitergeht", sagte Mayday-Sprecher Philipp Stein. Die starke Verunsicherung über die eigenen Arbeits- und Lebensbedingungen betreffe alle Schichten, insbesondere aber Studenten, Migranten, junge Familien und Arbeitslose.

Die von einem Bündnis anderer linker Gruppen initiierte "Revolutionäre-1.Mai-Demonstration" war zuvor durch den Kiez gezogen. Dabei waren nach den Worten eines Polizeisprechers etwa 500 Menschen, die Veranstalter sprachen von 1000. Auf Transparenten der Demonstranten war unter anderem zu lesen: "Eine andere Welt ist möglich", "Unsere Würde ist der Klassenkampf" sowie "Merkel macht den Kohl noch fetter". In Sprechchören skandierten die Demonstranten "Hoch lebe die internationale Solidarität" und "Nie wieder Deutschland". Auch von einem weiteren Zug, der sich am späten Nachmittag spontan formierte, ging Polizeiangaben zufolge keine Gewalt aus.

Während die diversen Demonstrationszüge mit politischen Botschaften überzeugen wollten, feierten Jung und Alt, Deutsche und Ausländer, Singles und Familien das vierte Myfest in Kreuzberg. An rund 20 Orten zwischen Kotbusser Tor und Mariannenplatz spielten bei heiterem Wetter Bands und traten Kleinkünstler auf. Fliegend Händler boten türkische Spezialitäten, aber auch Dosenbier und Bratwurst feil. Die Stimmung war ausgelassen. Mit dem seit 2003 gefeierten Fest wurde auch in diesem Jahr versucht, Krawalle zu verhindern.

Laut Polizei war schon die diesjährige Walpurgisnacht die ruhigste seit Jahren. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei gekommen, bei denen es auch zahlreiche Verletzte gab. Die Lust am Krawall ist nach Einschätzung der Polizei nun zurückgegangen. (tso/ddp)

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