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Springt schön. Das Seebad Friedrichshagen liegt am Müggelsee. Der ist aber noch etwas frisch.

© dpa

1. Mai in Berlin: Nicht nur in Kreuzberg ist eine Menge los

Wem Kreuzberg mit dem Myfest und der traditionellen 1. Mai-Demo zu stressig ist, findet in anderen Bezirken interessante Alternativen. Wie wär's mit einem Ausflug ins Freibad, dem Beginn der Angelsaison oder knatternden Nostalgie-Rollern?

Pommes essen, im Sand buddeln, den Enten zusehen oder selbst die Füße in den See hängen – das geht alles wieder ab dem 1. Mai am Müggelsee. Dann eröffnet das Seebad Friedrichshagen. Die ganz Harten können natürlich auch komplett reinspringen und eine Runde schwimmen. Frische 16 Grad hat das Wasser.

Zwei Grad wärmer meldet das Strandbad Jungfernheide. Dort ist längst geöffnet. Zehn Besucher wagten sich am Dienstagmittag ins Wasser, erzählt der Pächter. Das könnten jetzt deutlich mehr werden, schließlich haben die Schulkinder am Freitag frei und auch viele Erwachsene dürften sich ein verlängertes Wochenende gönnen. Planschen und im Sand herumliegen kann man übrigens auch in den Strandbädern am Plötzensee, am Orankesee, in Lübars und am Weißen See.

Auch das Strandbad Wannsee ist geöffnet, aber eigentlich nur für Sonnenanbeter. „Bis zum 2. Mai kann man zu einem ermäßigten Eintritt am Strand spazieren gehen und die ersten Sonnenstrahlen genießen“, heißt es bei den Bäderbetrieben. Und wenn man sich doch ins Wasser wagen würde? „Na, da wird Sie schon keiner wieder rauszerren“, sagt ein Sprecher der Bäderbetriebe. Auch ein Bademeister sei im Einsatz, aber die volle Besetzung arbeitet erst am offiziellen Sommersaisonstart, und das ist am Sonnabend – traditionell am ersten Mai-Wochenende, sagte der Sprecher.

Dann macht auch das Prinzenbad in Kreuzberg auf. Ab sieben Uhr morgens kann man dort wieder Bahnen ziehen, nur mittwochs ist das Sportbecken vorläufig erst ab 10 Uhr offen. Ob das Olympiabad auch schon am Sonnabend öffnet, sei noch nicht sicher, sagte der Bäder-Sprecher. Spätestens Pfingsten sollen aber alle Sommerbäder so weit sein. Sylvia Vogt

Angelsaison beginnt

Wunderschön. Nicht nur wie hier am Scharmützelsee sitzen wieder die Angler.
Wunderschön. Nicht nur wie hier am Scharmützelsee sitzen wieder die Angler.

© ZB/dpa

Ab Donnerstag zieht’s die Angler wieder ans Wasser. Mit dem Ende der Schonzeiten vieler Fischarten beginnt am 1. Mai die Saison. Die bis dahin gehende Winterpause nutzten viele Einsteiger zum sogenannten Castingfischen. Was das nun schon wieder ist? So eine Art Trockenübung für Angler.

Beim Castingfischen werden Handgriffe wie das Auswerfen der Rute oder das Aufrollen der Spulen geübt. Erfahrene Angler hingegen widmen sich während der kalten Jahreszeit größtenteils der Reinigung und Wartung der Geräte. So werden Ruten und Rollen geölt, lackiert sowie von Sand- und Salzwasserrückständen gereinigt.

In dieser Saison, die dann bis Jahresende geht, wird aufgrund der milden Temperaturen mit einem regen Betrieb unterhalb der Wasseroberfläche gerechnet. „Die Fische laichen früher und haben mehr Nährstoffe zur Verfügung, so dass die Fischerei ertragreicher ist“, erzählt Ralf Behnke vom Deutschen Angelfischverband, kurz: DAFV. Im Berliner Landesverband sind gut 8500 Menschen organisiert – noch viel mehr besitzen aber die Erlaubnis, in den Gewässern zu angeln. Wer wenig Zeit hat für einen Angelausflug ins Umland, bleibt einfach im Zentrum. „Streetfishing“ nennt sich das Angeln in der Großstadt. „Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Für viele ist es nicht so weit, die Materialien sind kompakter und die Bekleidung muss nicht angepasst werden.“ Zanderliebhaber müssen sich noch gedulden – deren Schonzeit endet nämlich erst Ende Mai. Joy Schilling

Die Vespas sind los

Stinkt schön. Bis zu 500 Rollerfahrer knattern vom Winterfeldtplatz aus durch die Stadt – auch Claudius Stier.
Stinkt schön. Bis zu 500 Rollerfahrer knattern vom Winterfeldtplatz aus durch die Stadt – auch Claudius Stier.

© privat

Automatikroller sind hier in Schöneberg nicht erwünscht. Und auch keine Plastikroller. Claudius Stier muss es wissen, er ist zum zehnten Mal beim „Anrollern“ dabei und rechnet auch in diesem Jahr mit bis zu 500 Fahrern. Start ist am Donnerstag um 12 Uhr am Winterfeldtplatz. Dann knattern die Nostalgiker durch die Stadt. Stationen sind Halensee, Schlachtensee, Spinnerbrücke, dann Kaiserdamm, Straße des 17. Juni, Brandenburger Tor.

Der qualmende Frühlingsgruß ist nicht nur für Stier ein wichtiges Ereignis: „Wir machen ein friedliches Kontrastprogramm zu den Demos am 1. Mai und wollen ein Gemeinschaftsgefühl aufleben lassen“, sagt der 30-Jährige, der als Unternehmensberater arbeitet. Mit der Vespa fahren, das sei für ihn stilvoll und wecke ein italienisches Lebensgefühl. Seit dem Ende der Schulzeit ist er fasziniert von den alten Rollern und schraubt viel an seinen „alten Ladys“, wie er die Roller nennt. Zwischenzeitlich besaß er acht Modelle, von denen er die schönsten drei aufgehoben hat. Beim Anrollern fährt er eine blaue Vespa 50 r, Baujahr 1979. „Ein Zweirad mit Stil“, sagt er und verweist auf „Mod“, die britische Subkulturbewegung aus den 80er Jahren mit dem Leitsatz: „Der Schein bestimmt das Sein“. Die Vespa ist ein Vollzeithobby: „Wenn man auf der einen Seite fertiggeschraubt hat, kann man auf der anderen Seite von vorne anfangen“, sagt er. „Trotzdem besser als die Plastikmodelle ohne Gangschaltung“.

In den vergangenen Jahren wurde der Vespakorso mehrmals von Polizeiautos eingekreist und getrennt; es ist ja keine Demo im klassischen Sinne, es gibt keine Anmelder, keinen Veranstalter. „Richtige Probleme hatten wir aber noch nicht," sagt er. Simon Grothe

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