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Berlin: 1. Mai-Krawalle: "Bereithalten und starke Einsatzkräfte zeigen"

Der Mariannenplatz galt bereits bei den Vorbereitungen der Polizei auf den 1. Mai als ein möglicher Brennpunkt.

Der Mariannenplatz galt bereits bei den Vorbereitungen der Polizei auf den 1. Mai als ein möglicher Brennpunkt. Im "Befehl Nummer 1", in dem die Polizeiführung die Ziele und Vorgehensweise der Polizeieinheiten am Dienstag festgelegt hat, wird besonders darauf hingewiesen, dass die "erforderlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit öffentlichen Veranstaltungen, insbesondere beim Straßenfest auf dem Mariannenplatz" zu erfolgen hätten. Wie diese "erforderlichen Maßnahmen" aussehen sollten, dazu steht nichts in dem Befehl. Sie sind je nach den Ereignissen vom zuständigen Leiter des Einsatzabschnittes, das war für den Mariannenplatz der Chef der Polizeidirektion 5 (sie umfasst Kreuzberg und Neukölln) zu treffen. Der "Befehl Nummer 1" gliedert die Stadt

Den Oberbefehl hatte Landesschutzpolizeidirektor Gernot Piestert als Polizeiführer des Einsatzes. Er muss als Gesamteinsatzleiter den Überblick über die Geschehnisse im gesamten Stadtgebiet behalten und beispielsweise Polizeitruppen von einem Einsatzabschnitt zu einem anderen verschieben. Um zu gewährleisten, dass er alle benötigten Informationen erhält, werden ihm unter anderem in die Räume seines Führungsstabes am Platz der Luftbrücke Fernsehbilder übertragen, die die Geschehnisse in der Stadt zeigen. Aufgenommen und gesendet von polizeieigenen Videoteams vom Hubschrauber aus oder von strategisch günstigen Orten wie Hausdächern. So wurden auch die Geschehnisse am Heinrich- und später am Mariannenplatz lückenlos dokumentiert. Die Aufnahmen werden außerdem dazu verwendet, weitere Straftäter zu identifizieren. Die Direktion 5, sie umfasst Kreuzberg und Neukölln, war am Dienstag Einsatzabschnitt 5. Dessen Polizeiführer wiederum war der zuständige Direktionsleiter im Range eines Leitenden Polizeidirektors.

Zum Thema Online Spezial: Die Mai-Krawalle in Kreuzberg Bilder des Tages: Kundgebungen am Tag, Randale in der Nacht Da in diesem Bereich Ausschreitungen erwartet wurden, erhielt er frühzeitig allein 16 Einsatzhundertschaften zugewiesen, insgesamt um die 3000 Beamte. Diese wurden wiederum in Unterabschnitten zusammengefasst. Ein Auftrag des Einsatzabschnitts 5 lautete unter anderem: "Bereithalten, ggf. Zeigen starker Eingreifkräfte an erwarteten und bereits bekannten Brennpunkten". Verantwortlich, dass dieser Auftrag erfüllt wird, ist der Leiter des Abschnitts.

Führungslehre ist ein eigenständiges Fach auf der Polizeiführungsakademie in Hiltrup, wo alle künftigen Führungskräfte der Polizei ausgebildet werden. Und dort wird auch gelehrt, dass die Führung von Truppen mit steigender Zahl der Unterabschnitte zunehmend schwieriger wird: "Und bei den insgesamt 9000 in Berlin eingesetzten Beamten, die es am Dienstag zu führen galt, hat man sicherlich ein Problem", sagte ein Beamter.

Problematisch ist dabei auch die Kommunikation. Jeder Unterabschnitt hat seinen eigenen Funkkanal: Einfach mal bei den Kollegen per Funk anrufen und um Hilfe zu bitten, ist nicht möglich. Das muss über übergeordnete Führungs-Stellen und Funkkanäle laufen.

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