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Berlin: 1. Mai: Krawalle sind fast unausweichlich

Ein Gewaltausbruch am 1. Mai wird jeden Tag wahrscheinlicher.

Von Frank Jansen

Ein Gewaltausbruch am 1. Mai wird jeden Tag wahrscheinlicher. Die Aufhebung des Verbots der NPD-Demonstration durch das Verwaltungsgericht reizt die "Antifaschistische Aktion Berlin (AAB)" und andere Autonome erst recht. Es ist fast gleichgültig, ob die "Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration" verboten bleibt oder nicht. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Linken über sechs taktische Varianten verfügen, sich in Szene zu setzen.

Zum Thema Online Spezial: Sind die Krawalle zum 1. Mai unvermeidbar? Erstens: Auf jeden Fall werden Autonome versuchen, eine NPD-Veranstaltung anzugreifen. Im letzten Jahr konnte die Polizei in Berlin vier Nazi-Aufmärsche schützen, beim fünften Mal ging es schief. Am 25. November erzwangen Linke mit Steinwürfen und Barrikadenbau nahe dem Alexanderplatz den Abbruch der NPD-Demo. Der Erfolg animiert zur Wiederholung.

Zweitens: In Kreuzberg findet auf dem Mariannenplatz bis zum Abend ein Straßenfest statt. Dort werden sich, in unmittelbarer Nähe zur klassischen Route der linsradikalen Mai-Demonstrationen, Tausende Kiezbewohner und Besucher versammeln. Um zu verhindern, dass vom Mariannenplatz aus dann doch eine "Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration" startet, müsste die Polizei das Fest abriegeln. Da sind Krawalle fast schon programmiert.

Drittens: Gegen Mittag wollen orthodoxe Kommunisten ihren eigenen, bislang nicht verbotenen revolutionären Aufzug in Kreuzberg veranstalten. Zwar haben sich Autonome und Old-School-Linke in den letzten Jahren gemieden - die einen verabscheuen jeder Herrschaftsform, die anderen erstreben einen autoritären Staat nach der Machart von Stalin oder Mao. Doch diesmal könnten Orthodoxe und Autonome ihre Differenzen zurückstellen, wie in beiden Spektren bereits angedeutet wird - und die verbotene Demo der AAB einfach um zwei Stunden vorziehen. Sollte die Polizei dies verhindern wollen, muss sie auch mit der Aggressivität kommunistischer Türken rechnen. Diese sind schon stark gereizt, weil der Hungerstreik von Gesinnungsgenossen in türkischen Gefängnissen bereits mehrere Tote gefordert hat.

Viertens: Selbst bei massiver Polizeipräsenz an neuralgischen Punkten ist kaum zu verhindern, dass Autonome dann in Kleingruppen agieren. Aktionen, auch außerhalb von Kreuzberg, wären wahrscheinlich.

Fünftens: Autonome infiltrieren die DGB-Feier vor dem Roten Rathaus.

Sechstens: Linke nutzen die Walpurgisnacht am Abend des 30. April in Prenzlauer Berg, um die Polizei herauszufordern. Oder Autonome versuchen in der Nacht zum 1. Mai, die Kreuzberger Demoroute punktuell zu besetzen. Wie auch immer: Die Polizei wird mindestens 48 Stunden beschäftigt sein.

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