zum Hauptinhalt

1. Mai: Muskeln zeigen vor dem Aufmarsch

Die Polizei rechnet mit einem größeren Einsatz als in den Vorjahren. Die Veranstalter des Kreuzberger Myfestes erwarten aber keine Eskalation.

Die Polizei hat einer linken Demonstration am 1. Mai verboten, durch die Friedrichstraße zu ziehen. Offiziell begründete die Versammlungsbehörde dies mit der „Enge“ der Straße, die einen sicheren Ablauf der sogenannten Mayday-Demo nicht gewährleiste. Dieser Aufmarsch ist einer der drei großen linken Demos am 1. Mai. Im Hintergrund steht bei der Entscheidung die Sorge, dass es Krawalle in der „Glasmeile“ geben könnte, hieß es im Präsidium.

Das Mayday-Bündnis kündigte am Dienstag an, gegen das angekündigte Verbot zu klagen. „Wir beharren auf der Route“, sagte ein Sprecher. Die Demo soll von Unter den Linden durch die Friedrich- und Kochstraße zum Moritzplatz nach Kreuzberg ziehen. Letztlich dürfte die Polizei am längeren Hebel sitzen, da vor zwei Wochen das Verwaltungsgericht bei der Demo „Wir zahlen nicht für eure Krise“ das polizeiliche Aufmarschverbot für die Friedrichstraße bestätigt hatte, Hauptargument: Die Straße ist zu eng.

Wie berichtet, steht der Polizei an diesem 1. Mai ein deutlich größerer Einsatz bevor als in den vergangenen Jahren. Erstmals seit 2004 hat die NPD wieder eine Kundgebung angemeldet, tausende Gegendemonstranten, darunter viele gewaltbereite, werden über Mittag in Köpenick erwartet. Angeheizt durch den Nato-Gipfel und die Wirtschaftskrise wird eine deutlich höhere Aggressivität der Szene beobachtet.

In der Nacht zu Dienstag wurde zum wiederholten Mal die Bundeszentrale der Gewerkschaft Verdi in Mitte mit Farbe attackiert. In den vergangenen Wochen war keine Nacht ohne Anschläge der linken Szene vergangen.

In Kreuzberg versucht das Bezirksamt auch in diesem Jahr, die Gewalt durch das Myfest einzudämmen. Im Organisationsbüro der Crew in der Dresdener Straße herrscht bereits Hochbetrieb. Silke Fischer, Hauptverantwortliche, sieht derzeit keinen Hinweis, dass die Situation am 1. Mai eskalieren könnte. „Das wäre reine Spekulation“, sagt sie. Und für die Sicherheit sei sowieso die Polizei zuständig. Die Myfest-Crew versuche wie in all den Jahren zuvor, nach der Devise „Zusammenhalt stärken, Gemeinsamkeit fördern“, ein friedliches Bürgerfest auf die Beine zu stellen. 17 Bühnen werden zu diesem 7. Myfest aufgebaut, 700 Künstler treten auf, stilistisch reicht das Spektrum von HipHop über Punk bis Reggae.

Neu ist in diesem Jahr, dass die Organisatoren verhindern wollen, dass die Anwohner mit ihren eigenen Ständen und Angeboten von kommerziellen Anbietern verdrängt werden. Daher müssen Anwohner und Gewerbetreibende einen Antrag für einen Verkaufsstand einreichen. Für Privatleute ist der kostenlos, Gewerbetreibende müssen 42,50 Euro zahlen. Für den Ausschank von Alkohol kommen 21 Euro dazu. Wie zuvor ist es auch in diesem Jahr verboten, Flaschen zu verkaufen – sicherheitshalber, damit potenzielle Randalierer sie nicht als Wurfgeschosse benutzen.

Zur Startseite