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1. Mai: Nüchtern gegen Armut protestieren

Die Organisatoren der "Revolutionären Mai-Demonstration" warnen vor zu viel Alkohol. Es gehe um politische Anliegen, nicht um Volksfestatmosphäre.

Vieles könnte am Tag der Arbeit dieses Jahr anders werden. Traditionell kommt es am Abend des 1. Mai in Kreuzberg zu stundenlangen Straßenschlachten zwischen Polizisten, Demonstranten und Schaulustigen. Vor allem letztere sind dabei oft nicht mehr nüchtern. Erst kürzlich hatte eine Senatsstudie festgestellt: Der in den lauen Abendstunden reichlich konsumierte Alkohol trägt erheblich zum Chaos bei. Nun warnen selbst die Organisatoren der „Revolutionären Mai-Demonstration“ vor einem Gelage. Die Veranstalter der linksradikalen Großdemo wenden sich auf Plakaten gegen Randale im Vollrausch – und gehen räumlich auf Abstand zum alkohollastigen Bezirksfest am Kreuzberger Mariannenplatz. Es gehe schließlich um politische Anliegen – gegen Armut, Verdrängung, Kriege – nicht um Volksfestatmosphäre.

Die Gespräche zwischen der Polizei und der Privatperson, die vor wenigen Tagen die Traditionsdemo angemeldet hatte, starten demnächst. Der Anmelder der Kreuzberger Mai-Demonstration 2009, Kirill Jermak, hat in diesem Jahr eine andere Veranstaltung in Planung – und zwar eine Protestkundgebung am 4. Mai vor dem Untersuchungsgefängnis Moabit. Dort sitzen nach dem Tag der Arbeit in der Regel Dutzende junger Demonstranten ein. In der Linkspartei ist Jermaks linksradikales Engagement umstritten. Einige Parteimitglieder wollen den Studenten, der für die Partei in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung sitzt, dem Vernehmen nach am liebsten ausschließen lassen. Er selbst wollte am Montag keine Stellungnahme abgeben.

Bei der von Jermak angemeldeten Demonstration 2009 hatte es besonders massive Ausschreitungen gegeben. Hunderte Beamte und Demonstranten wurden verletzt. Zuvor gab es um das vom Bezirk unterstützte Myfest heftigen Streit, weil die linksradikalen Gruppen darauf bestanden hatten, auch am Mariannenplatz vorbeizuziehen. Von dort schlossen sich dann Besucher der „Revolutionären Mai-Demonstration“ an, die zuvor zwischen Musikbühnen und Würstchenbuden viel Alkohol getrunken hatten. Dieses Jahr soll die Demo das Myfest nicht streifen.

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