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Berlin: 10 000 Bücher sollen in den Zweigen hängen

Die Woche der Sprache und des Lesens wird 2012 in ganz Berlin stattfinden. Ideen dafür werden jetzt gesucht

Von Sandra Dassler

Lyriker haben es nicht leicht. Schon gar nicht auf einem Neuköllner Wochenmarkt. Aber die jungen und alten Hobbydichter ließen sich nicht entmutigen und trugen die eigenen Reime oder die Werke der anderen unverdrossen zwischen „Tomaten ein Euro“-schreienden Verkäufern vor. Gleich nebenan las Kazim Erdogan für die Patienten in einer türkischen Arztpraxis Geschichten aus ihrer Heimat. Einige hatten Tränen in den Augen.

Das geschah häufiger bei der Woche der Sprache und des Lesens im vergangenen Jahr. Bereits 2004 hatte der Neuköllner Psychologe Kazim Erdogan die Idee für eine solche Veranstaltung und manche haben ihn belächelt. Inzwischen fanden die Lesewochen bereits dreimal statt, allein 2010 gab es 480 Lesungen mit mehr als 20 000 Besuchern.

Deshalb und weil überall in der Hauptstadt nicht nur nach Erdogans Einschätzung „viel zu wenig gesprochen und gelesen wird“, soll die Sprach- und Lesewoche im nächsten Jahr in ganz Berlin stattfinden. Mindestens 300 Autoren aus der gesamten Republik werden dazu vom 1. bis 9. September in Berlin erwartet.

Auch wenn es noch fast elf Monate bis dahin sind – die Plakate wurden bereits gedruckt und eine Schirmherrin gefunden: Christina Rau, die Witwe des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, rief bereits am gestrigen Mittwoch die Berliner zum Mitmachen auf. Denn diese sollen die Lesewoche nicht nur besuchen, sondern von Anfang an mitgestalten. Mindestens tausend Ideen erwarten die Veranstalter, denn es geht um originelle Leseorte oder kreative Formen.

Es geht um die Einbeziehung von Einwanderern und Flüchtlingen, von Alten und Jungen, vor allem aber von Kindergärten und Schulen. „Denn in vielen Familien, egal ob deutsch oder türkisch, wird zu wenig geredet“, sagt Erdogan. Und die Kinderbuchautorin Sybille Hein ergänzt: „Dabei ist es so einfach, über Reden und Lesen Zugang zu Kindern zu erhalten.“ Hein hat ihre Teilnahme schon zugesagt, ebenso der Georg-Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius.

Bis Mai 2012 können Ideen für die Sprachwoche an den Aufbruch Neukölln, Falkstraße 27, 12053 Berlin geschickt werden. Die besten 100 werden mit Flugtickets, Gutscheinen und Büchern prämiert. Eine Idee haben die Initiatoren schon. Sie wollen 10 000 Bücher an Bäume hängen – im Britzer Garten und in den Gärten der Welt. Sandra Dassler

Weitere Informationen unter:

www.sprachwoche-berlin.de

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