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Berlin: 11.11., 11.11 Uhr: Karneval der Exilanten

Rheinländer holten die Stadtkasse und feierten in ihrem Stammlokal

Das vom Karnevalskomitee gewählte Prinzenpaar war wohl nicht ganz auf dem Laufenden. Denn die Neuberlinerin und geistige Rheinländerin Manuela I. verkündete vor dem Sturm aufs Rote Rathaus: „Die Stadtkasse muss man sich erkämpfen.“ Um 11.11 Uhr startete die Aktion, die dank der Deeskalationsstrategie von Justizsenatorin und Bürgermeisterin Karin Schubert (SPD) ohne Zwischenfälle verlief. „Berlin – Hei-jo, Karneval an der Spree, olé, olé, olé!“ riefen die Karnevalisten ringsum, als Manuela und ihr Prinz Christian I. die Rathaustreppe hoch marschierten. Hinterher hatten sie die Stadtkasse zwar erbeutet, aber reingeschaut haben sie offenbar nicht. Zumindest verkündeten sie mit unverbrüchlichem Stolz: „Wir halten die Kasse und den Schlüssel in unseren Händen!“ Die von den 22 Berliner Karnevalsvereinen abgeordneten Funkenmariechen jubelten, Karin Schubert bekam einen – Achtung! – „Sessionsorden“, dann kehrte im Roten Rathaus wieder Ruhe ein. Die Rheinländer zogen weiter in ihren Exilantentreff, die „Ständige Vertretung“.

Fahrgastbetreuer der „Berliner Narrengilde“ sowie eine Konfettispur wiesen den Weg vom Bahnhof Friedrichstraße in die „StäV“. Menschen mit rheinländischem Akzent, ernsten Mienen und Narrenkappe strömten hin, andere trugen Hawaiihemd und Bierflasche zum Anzug. Drinnen gab’s Partymusik wie „West Virginia“ von DJ Charlie und Kaufhof-Luftballons an der Decke. Dazu Papierschlangen, Luft wie in der Herrenumkleide und eine große Bierpfütze gleich am Eingang. Schon mittags schlängelte sich eine 300-Mann-Polonaise durch den Saal. Die Stimmung war ausgelassen, wie man so sagt.

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