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Berlin: 12. Juni 1953: Aufstand vor dem Gefängnis – der Staatsanwalt gibt nach

Der Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 hatte eine dramatische Vorgeschichte.

Der Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 hatte eine dramatische Vorgeschichte. Der Tagesspiegel schildert die Ereignisse des Juni 1953 in einem täglichen Kalenderblatt. Heute: der 12. Juni 1953.

In diesen Tagen boomt das Zeitungsgeschäft. Erneut sind nach nur wenigen Stunden sämtliche DDRZeitungen ausverkauft. Landesweit berichtet die Presse über die Beschlüsse, mit denen die Regierung zuerst beschlossene und dann als fehlerhaft erachtete Maßnahmen zum „Aufbau des Sozialismus“ zurücknimmt und verspricht, die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern.

Die angekündigten Freilassungen von Bürgern, die wegen Verstößen gegen das „Gesetz zum Schutz des Volkseigentums“ inhaftiert sind, mobilisieren die Massen. In Halle, Neuruppin, Güstrow und Stralsund warten Familien, Freunde und Mitarbeiter auf die Freilassung ihrer Angehörigen und Bekannten. Auch in der Havelstadt Brandenburg werden seit 9 Uhr Strafgefangene und Untersuchungshäftlinge entlassen. Da gerüchteweise auch der Spediteur August Taege am Nachmittag freikommen soll, versammeln sich einige seiner Mitarbeiter und Angehörige vor den Gefängnistoren und fordern – stark angetrunken – dessen Freilassung. Als die Staatsanwaltschaft dies ablehnt, kommt es zu lauten Protesten, denen sich innerhalb kurzer Zeit tausende Menschen anschließen. Die Stimmung ist aufgeheizt, es kommt zu Rangeleien. In der Nacht gibt die Staatsanwaltschaft klein bei und lässt Taege frei.

Die Stimmung im Volk, so berichten die unteren Parteileitungen dem Zentralkomitee, ist geprägt von Schadenfreude. Schadenfreude darüber, „dass die SED mit ihrer Politik nicht mehr durchkomme und von den Massen zum Rückzug gezwungen wurde“. Trotzdem wird in den Berichten der Kurswechsel der SED positiv bewertet.

Weniger positiv gestimmt sind allerdings die Bauarbeiter auf der Berliner Baustelle „Block C-Süd“ an der Stalinallee, als ihnen gegen Mittag die Erhöhung ihrer Arbeitsnormen um zehn Prozent bei gleichen Löhnen bekannt gegeben wird. Aufgeregt diskutieren Arbeiter mit den Funktionären und legen vorübergehend ihre Arbeit nieder. Schließlich wird beschlossen, am nächsten Tag weiter zu verhandeln.sto

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