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Die Mauer muss weg! Am 13. Juni 1990 war es an der Bernauer Straße soweit.

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13. Juni 1990: Die Mauer fällt - ein doppelter Gedenktag

Am 13. Juni 1990 begann offiziell der Abriss der Mauer. Unser Autor Bernd Matthies über einen Gedenktag und unseren Umgang mit der Geschichte.

Jahrestage, Jubiläen – das deutsche Jahr 2015 ist voll davon, und viele gehen auf einen höchst erfreulichen Anlass zurück. Jener, der am 13.Juni zu feiern bleibt, ist heute kaum noch in allgemeiner Erinnerung: Der Beginn des offiziellen Abrisses der Mauer.

Klar: Die Mauer wurde zerkleinert, Stück für Stück, seit sie am 9. November politisch überwunden worden war. Doch die zahllosen privaten Pickereien änderten ja nichts daran, dass das verhasste Bauwerk grundsätzlich weg musste, und zwar unter Einsatz von schwerem Gerät.

Am 13.Juni 1990 herrschte dann regelrechte Volksfeststimmung an der Bernauer Straße, an jenem symbolbehafteten Ort, wo die Bagger und Kräne ihre Arbeit begannen: Sektkorken knallten, Wunderkerzen brannten, die Zuschauer klatschten begeistert Beifall. Ein Tag, der zumindest symbolisch ein weiterer Schritt zur Einheit der Stadt war – denn nicht wenige befürchteten immer noch, die bröckelnde Mauer könnte von Osten her doch wieder geschlossen werden.

Deshalb drangen Vorschläge auch kaum durch, wenigstens den Abschnitt an der Bernauer Straße zu erhalten. Von den Sperranlagen auf rund 155 Kilometern Länge blieb praktisch nicht übrig, 65 Kräne, 175 Lastwagen und 13 Planierraupen machten dem Spuk ein Ende – für geschätzte 170 Millionen D-Mark.

Lernort und Touristenziel

Einiges blieb stehen, vor allem die Mauer entlang der Spree, die später, von Künstlern bearbeitet, zur „East Side Gallery“ wurde. Was die Bernauer Straße angeht, so war es vor allem der Pfarrer Manfred Fischer, der sich intensiv und gegen viele Widerstände für eine Stätte des Gedenkens einsetzte und so schließlich zum Vorkämpfer der heutigen Erinnerungslandschaft wurde, die auf einer Länge von 1,4 Kilometern die einstigen Dimensionen der Mauer sichtbar werden lässt. Die Streitereien der Nachwendezeit sind vergessen, die Gedenkstätte hat sich als Lernort und Touristenziel etabliert.

Insofern ist der 13.Juni 2015 als durchaus doppelter Gedenktag zu verstehen: Er erinnert daran, dass nichts für ewig ist, wenn die Menschen es nicht wollen. Und, dass es sich lohnt, auch beim Abreißen die historische Perspektive zu bedenken.

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