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Justiz ermittelt: 14-jährige Braut für 15.500 Euro verkauft

Im Fall einer 14-jährigen kurdischen Schülerin, die im vergangenen Jahr einen 19-Jährigen geheiratet hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Das Mädchen ist hochschwanger und wieder bei ihren Eltern, weil ihr Mann sie geschlagen haben soll. Dabei geht es auch um Sorgerecht und Geld.

Das Eheversprechen der 14-jährigen Tochter kostete 15.500 Euro. Im Fall einer kurdischen Schülerin, die im letzten Jahr einen 19-Jährigen geheiratet hat, ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. „Wir prüfen derzeit die Wiederaufnahme des Verfahrens wegen Nötigung“, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Bereits kurz nach der Hochzeit im September 2009 habe es eine entsprechende Anzeige aus dem Kreis der Familie des Mädchens gegeben. Der Verdacht habe sich damals aber nicht erhärtet. Darüber hinaus werde auch gegen den Ehemann ermittelt, weil er das Mädchen geschlagen haben soll.

Nach Angaben der Familien sei die Hochzeit damals auf Wunsch des Mädchens nach kurdisch-islamischem Recht ausgehandelt worden. Über einen Notar sei das Sorgerecht an die Familie des Bräutigams übertragen worden. Jetzt ist die Kurdin hochschwanger und zu ihren Eltern zurückgekehrt. Der Ehemann habe sie mit einem Gürtel geschlagen, hieß es. Politiker zeigten sich besorgt über den Fall. Am Mittwoch hatte der Ehemann versucht, den Eltern das Sorgerecht offiziell entziehen zu lassen. Bei der Verhandlung wurde erstmals bekannt, dass die Eltern des Mädchens 15 500 Euro für das Heiratsversprechen erhielten.

Der Vater des Ehemanns beschwerte sich im Saal lauthals darüber, dass das Geld umsonst geflossen sei. Der Richter schloss ihn schließlich aus der Verhandlung aus und stellte klar, dass das Mädchen bei seinen Eltern bleiben darf. Nach der Verhandlung kam es zu Tumulten und Handgreiflichkeiten vor dem Gerichtssaal. Jetzt befürchtet die Polizei, dass es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen könnte. „Es gab eine Gefährderansprache bei der Familie des Bräutigams“, bestätigte am Donnerstag ein Polizeisprecher.

„Es muss jetzt geprüft werden, was im Sinne des Mädchens ist“, sagte eine Mitarbeiterin der Mädchen-Beratungsstelle Papatya. Der Verein geht in dem aktuellen Fall nicht davon aus, dass es sich um eine sogenannte Zwangsehe handelt, bei der die Eltern ihr Kind drängen zu heiraten. „Das Problem ist, dass durch die Tabuisierung von Sexualität in dieser Community viele junge Mädchen zu früh heiraten.“ Sex ohne Hochzeit und den Segen eines Imams sei meist undenkbar. Bei der ersten Jugendliebe würden daher häufig Mädchen gleich heiraten wollen. Nach islamischen Brauch seien großzügige Geldgeschenke dabei üblich.

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