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Von der Sperrung sind auch die Haltestellen Potsdamer Platz, Brandenburger Tor, Friedrichstraße (tief) und Oranienburger Tor betroffen.

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16 Tage Bauarbeiten: 80.000 Fahrgäste von Sperrung des Nord-Süd-Tunnels betroffen

Kaum ist eine Lücke im öffentlichen Nahverkehr wieder gestopft, ploppt die nächste auf. Jetzt wird die Strecke zwischen Anhalter Bahnhof und Nordbahnhof zeitweise nicht befahren. Nächstes Jahr ist der Nord-Süd-Tunnel sogar wochenlang dicht.

Jetzt wird der Halbring im Westen zum Rückgrat bei der S-Bahn. Nur noch bis Freitagabend gegen 22 Uhr fahren Züge durch den Nord-Süd-Tunnel. Danach sperrt die Bahn die Strecke zwischen Anhalter Bahnhof und Nordbahnhof für 16 Tage. Nicht erreichbar mit der S-Bahn sind dann die Stationen Potsdamer Platz, Brandenburger Tor, Friedrichstraße (tief) und Oranienburger Tor. Erst am 9. Dezember fahren dann wieder Züge. Mit der 16-tägigen Sperre können die Fahrgäste schon einmal üben: Im nächsten Jahr wird der Tunnel erneut dicht gemacht – und das voraussichtlich dann sogar mehrere Wochen. Ein Bauen in einem Rutsch – verbunden mit nur einer, aber dann längeren Sperrung, sei nicht möglich gewesen, heißt es bei der Bahn.

Schienenwechsel nach 20 Jahren

Ausgewechselt werden jetzt die Schienen, die bereits rund 20 Jahre dort liegen. Sie seien „abgefahren“, sagte Projektleiter Ulrich Burkhardt am Dienstag. Viele Züge, enge Kurven und Steigungen führten zu einem hohen Verschleiß. Ursprünglich wollte die Bahn bereits vor einem Jahr neue Schienen installieren. Doch weil die BVG zu diesem Zeitpunkt die U-Bahn-Linie U 6 zwischen Friedrichstraße und Französische Straße wegen der Bauarbeiten für die U 5 unterbrochen hatte, verschob die Bahn ihre Arbeiten. Der S-Bahn-Tunnel sollte als Alternative im Nord-Süd-Verkehr bis zum Abschluss der Arbeiten an der U-Bahn erhalten bleiben. Erst seit Sonntag rollt hier wieder die U-Bahn durchgehend.

Im nächsten Jahr müssen dann Weichen ausgetauscht werden.  Dies wird wohl einige Wochen dauern. Ganz einleuchtend konnte Burkhardt nicht erklären, warum die Arbeiten nicht innerhalb einer Sperrphase erledigt werden können. Die Logistik beider Projekte zu vereinen, sei extrem schwierig, sagte Jens Hebbe, der die Betriebsplanung der S-Bahn leitet. Nur eine Sperrung, auch wenn sie länger dauert, wäre auch Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb lieber gewesen. Der Tunnel war in der Vergangenheit bereits mehrfach  monatelang wegen Bauarbeiten dicht gewesen.

Rund 2,1 Millionen Euro werden die Arbeiten kosten; allein 900 000 Euro muss die Bahn für die neuen Schienen, insgesamt mit einer Länge von 15 Kilometern, ausgeben, die aus Frankreich und Österreich kommen. 70 000 Euro sind für Brandwachen auf den Bahnsteigen veranschlagt. Weil durch das Zusammenschweißen der Schienen Rauch entstehe, müssten die automatischen Brandmelder ausgeschaltet werden, sagte Burkhardt. Um Frischluft in den Tunnel zu bringen, werde es – nach dem Vorbild von Bergwerken – eine Belüftungsanlage geben.

80 000 Fahrgäste betroffen

Betroffen sind nach Angaben der Bahn täglich rund 80 000 Fahrgäste. Zum Umfahren empfiehlt Detlef Speier, bei der S-Bahn zuständig für die Fahrgast-Information, den westlichen Halbring zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz. Weil die Fahrten der S 45 aus Schönefeld und der S 46 aus Königs Wusterhausen bis Gesundbrunnen verlängert werden, gebe es tagsüber einen Drei- oder Vier-Minuten-Takt. Bis 21 Uhr fahren die Züge dann alle fünf Minuten. Die Fahrzeit verlängert sich um etwa zehn Minuten. Eine Alternative gibt es auch mit der wieder hergestellten U 6. Zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz kann man  die Regionalzüge nutzen, bei denen es aber zum Teil große Lücken im Fahrplan gibt.

Für den lokalen Verkehr richtet die S-Bahn im Fünf-Minuten-Takt einen Ersatzverkehr mit Bussen vorwiegend über Nebenstraßen ein. Die Stationen Brandenburger Tor und Oranienburger Tor sind aber trotzdem nur nach einem  Fußmarsch zu erreichen. Ausführliche Informationen gibt es in einem Sonderfaltblatt, das in den nächsten Tagen auch in den Zügen verteilt wird. Es ist nach Speiers Angaben mit einer Rekordauflage von 60 000 Exemplaren gedruckt worden. Die Experten haben sogar ausgerechnet, dass sie für die Hinweise auf den Weg zum Bus exakt 958 „Fußtapse“ benötigten, die auf den Boden geklebt werden.

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