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Ihr Milljöh. Urenkel Hein-Jörg Preetz-Zille feierte am Mittwoch den 160. Geburstag des Künstlers mit Walter Plathe (re.) und Zille-Darsteller Albrecht Hoffmann.

© Lars von Törne

Kultursenator ehrt Berliner Künstler: „Zille ist Berlin, identitätsstiftend und unvergessen.“

Kultursenator Klaus Lederer eröffnet am Mittwoch das "Zille-Jahr" – und deutet Hilfe für dessen Museum an.

Das Verhältnis Berlins zu Heinrich Zille ist lange ein ambivalentes gewesen. Erst seit gut 15 Jahren gibt es im Herzen der Stadt, deren Alltag der Zeichner, Fotograf und Autor vor gut 100 Jahren festhielt, überhaupt ein Museum zu seinen Ehren. Im vergangenen Jahr wurde es mit einem überarbeiteten Konzept neu eröffnet. Doch das Haus im Nikolaiviertel in Mitte lebte bisher primär vom privaten Engagement seiner Förderer und Mitarbeiter.

Nun hoffen Nachfahren und Freunde Zilles, dass sich das Land Berlin stärker engagiert, um das Erbe jenes Mannes zu erhalten und zu pflegen, der auch international einer der wohl bekanntesten Berliner Künstler und Stadtchronisten ist und sowohl die humorvollen wie die traurigen Seiten des Alltags in ungezählten Zeichnungen, Grafiken und Fotografien sowie Texten festgehalten hat.

„Wir gucken, was wir tun können, um zu helfen“, sagte Kultursenator und Bürgermeister Klaus Lederer (Linke) am Mittwoch im Zille-Museum bei der Eröffnung des „Zille–Jahres“. Das begann gestern anlässlich des 160. Geburtstags des Künstlers, zum Jubiläum gibt es neben der temporären Ausstellung unter anderem Sonderschauen mit Zille-Plakaten und Fotos zu sehen, weitere Veranstaltungen im Museum und an anderen Orten sind geplant. Rund 100 geladene Gäste waren zur Jubiläumsfeier gekommen, Statisten in historischer Kleidung verkörperten archetypische Charaktere aus Zilles Zeiten.

Museum wünscht sich mehr Unterstützung

Einer der großen Geburtstagswünsche der Unterstützer des Museums ist, dass ihr Projekt künftig mehr öffentliche Unterstützung bekommt, wie Zille-Urenkel Hein-Jörg Preetz-Zille sagte, auf dessen Initiative die Gründung des Museums einst zurückging. Er sprach nach Lederer – und was der in seiner Rede gesagt habe, mache ihm große Hoffnung, sagte Preetz-Zille.

Denn Lederer rühmte Zille nicht nur als großen Künstler, sondern vor allem als bedeutenden Chronisten der Berliner Geschichte und ihrer Schattenseiten. Die mehr als 150 Exponate des Museums vermittelten ein eindrucksvolles Bild aus jener Zeit, als Berlin starke „Wachstumsschmerzen“ verspürte, sagte Lederer. Nicht ganz unähnlich der heutigen Zeit, in der die Stadt erneut rasant wachse – und mit Problemen wie Armut und sozialer Ausgrenzung zu kämpfen habe.

 „Unterstützung geht immer.“

Man rieche förmlich die stinkenden Hinterhöfe, die Zille in seinen Bildern festgehalten habe, man spüre das Leid der Armen, deren oft verzweifelter Alltag bei Zille immer wieder Thema ist. „Das hier ist nicht nur Nostalgie, sondern auch Berliner Geschichte, aus der man lernen kann“, sagte Lederer. „Zille ist Berlin, identitätsstiftend und unvergessen.“ Mit Bezug auf eine mögliche Förderung sagte Lederer: „Unterstützung geht immer.“

Das hörte Zilles Urenkel gerne. „Wir hoffen, mit Herrn Lederer endlich einen Befürworter im Senat zu haben“, sagte Hein-Jörg Preetz-Zille nach der Rede des Senators. Und auch Karin Heckendorf vom Vorstand des Heinrich Zille-Freundeskreis e.V. sagte dem Tagesspiegel nach der Veranstaltung: „Das ist eine gute Nachricht.“ Das Museum freue sich über jede Unterstützung, und sei sie noch so klein. Seit Jahren werde der Betrieb durch Minijobber und den ehrenamtlich arbeitenden Vorstand aufrechterhalten – für ein Museum dieser Art einmalig.

Zille gehört zum Kulturgut Berlins

„Ohne mehr Unterstützung wäre das dauerhaft nicht aufrecht zu erhalten“, sagte Karin Heckendorf. Ihr Wunsch wäre eine institutionelle Basisförderung, um den Betrieb des Museums langfristig zu sichern, aber auch eine Förderung einzelner Projekte sei wünschenswert. Ähnlich äußerte sich der Schauspieler Walter Plathe, der erster Vorsitzender des Zille-Freundeskreises ist und am Mittwoch durch das Programm der Jubiläumsfeier führte: „Zille gehört zum Kulturgut der Hauptstadt – wir hoffen stark auf eine nachhaltige Unterstützung durch Politik und Kultur“.

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