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Berlin: 2000 Jahre alter Ofen für Kalkherstellung in Biesdorf ausgegraben

Archäologen machten in Biesdorf-Süd einen einzigartigen Fund: Während der umfangreichen Grabungen im Entwicklungsgebiet zwischen der Bundesstraße 1 und der Straße Habichtshorst entdeckten sie einen rund 2000 Jahre alten Kalkbrennofen. "Dieses technische Denkmal ist hervorragend erhalten", sagte gestern Kai Schirmer von der Firma ABA-Arbeitsgruppe Baugrund Archäologen.

Archäologen machten in Biesdorf-Süd einen einzigartigen Fund: Während der umfangreichen Grabungen im Entwicklungsgebiet zwischen der Bundesstraße 1 und der Straße Habichtshorst entdeckten sie einen rund 2000 Jahre alten Kalkbrennofen. "Dieses technische Denkmal ist hervorragend erhalten", sagte gestern Kai Schirmer von der Firma ABA-Arbeitsgruppe Baugrund Archäologen. So gab es in Berlin zwar schon öfter historische Ofenfunde, doch das waren meistens nur Teile. "Lediglich Ende der 50er Jahre entdeckten Fachleute in Tiergarten eine ähnlich gut erhaltene Brennanlage", erklärt der Archäologe. Er hat mit seinem Team in den vergangenen Wochen die zwei Meter mal 1,20 Meter breite und 1,20 tiefe Biesdorfer Grube freigelegt.

Wie gerade frisch eingemauert wirken die stumpfen Feldsteine, die einst mit Lehm verstrichen wurden. "Auf dem Mauerwerk befand sich ursprünglich eine Kuppel aus verziegeltem Lehm", berichtet der Experte. Das belegen Reste, die im Ofeninneren zu sehen sind. Schirmer nimmt an, dass sich die Anlage einst in einem Gebäude befand. Im germanisch besiedelten Raum gehörte das Brennen von Kalk in der vorrömischen Eisenzeit und der Römischen Kaiserzeit zu den typischen handwerklichen Tätigkeiten, berichtet Schirmer. Der gewonnene Brandkalk stellt dabei nur ein Zwischenprodukt dar und wurde durch den Zusatz von Wasser zu Löschkalk. Dessen Verwendung sei aber noch nicht endgültig aufgeklärt. "Es wird vermutet, dass der Löschkalk zum Gerben von Tierhäuten oder auch als Zuschlagstoff in der Eisenproduktion benutzt wurde", erläurtert der Fachmann. Als sicher gilt, dass die alten Germanen das Rohmaterial für den Ofen in unmittelbarer Nähe der heutigen Ausgrabungsstelle fanden.

Schirmer verspricht sich von dem Biesdorfer Fund weitere Erkenntnisse zu Konstruktionsmerkmalen der Öfen, zur Schichtung des Brenngutes und zur Art der Beschickungsvorrichtungen. Bislang seien solche Detailfragen ungeklärt. Noch offen ist derzeit auch, wie der Kalkbrennofen ins Museum kommt. "Wir versuchen, ihn im Block herauszunehmen und dann ins Museum für Vor- und Frühgeschichte zu bringen", sagt Schirmer. Sollte das nicht gelingen, müsste er auseinandergenommen werden.

bey

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