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Dämmerung an der Goldelse: Was bringt 2014 für Berlin?

© dpa

2014 in Berlin: Vorwärts immer, BER nimmer

Wie wird 2014 gewesen sein? Bernd Matthies wagt den Blick zurück voraus und skizziert, was in Berlin 2014 passiert sein wird. Mit dabei: Neue Drohnen, alte Tunnel und der Einmarsch der Großkonzerne.

Januar

Berlin bereitet sich auf ein Jahr voller Jubiläen vor: 80 Jahre Donald Duck, 40 Jahre Playmobil, 100 Jahre Erster Weltkrieg und, natürlich, das 25. Jubiläum des Mauerfalls. Auch die Fanmeile zur Fußball-WM fordert organisatorische Fähigkeiten heraus – das Projekt heißt „Sommermärchen 2.0“. Die erste Aufsichtsratssitzung des neuen Flughafens unter Klaus Wowereit bringt nichts Neues. „Er ist fertig, aber er muss jetzt fertig gemacht werden“, sagt Hartmut Mehdorn und hat Mühe, klarzustellen, dass er damit den Flughafen und nicht Wowereit gemeint hat. Ein Eröffnungstermin wird nicht genannt.

Februar

Es ist was im Gange am Himmel über Berlin. Als ein brasilianischer Tourist knapp von einer Kiste Weißwein verfehlt wird, die plötzlich aus der Luft auf die Friedrichstraße kracht, werden Ermittlungen aufgenommen. Die Innenverwaltung räumt schließlich ein, dass die Drohnen-Versuchsflüge von Amazon und DHL offenbar ein Sicherheitsproblem aufwerfen. In den kommenden Monaten werde man nur Transporte von Einzelflaschen gestatten und Flüge mit Lautsprecherboxen oder ähnlich schweren Gegenständen über bewohntem Gebiet untersagen.

März

Der Bäderchef Ole Bested Hensing schlägt vor, ein Spaßbad auf dem Gelände des BER zu bauen, um zur Finanzierung des Pannenairports beizutragen. Auge in Auge mit startenden Jets zu baden, verspreche Nervenkitzel. Im schlimmsten Fall könne auch der ganze Flughafen zur Freizeitanlage umgestaltet werden wie einst die nicht benötigte Luftschiffhalle, die nun als „Tropical Island“ erfolgreich sei. In der „Washington Post“ behauptet ein ehemaliger CIA-Agent, er wisse etwas über „the big bank burglary at Wrangel Street“. Die Berliner Polizei, die den Tunneleinbruch in Steglitz noch nicht aufklären konnte, wird aufmerksam. Eine Spur?

April: Mühsam kommt der BER - und scheitert die Nationalelf

Wieder tagt der Flughafen-Aufsichtsrat. Man werde schrittweise eröffnen, wiederholt Mehdorn, „es ist so, dass wir da nicht warten, bis irgendwo so’n Türchen aufgeht am 24. Dezember, und dann liegt der kleine Flughafen in der Krippe“. Wowereit schäumt vor der Presse, es werde Zeit, dass überhaupt mal ein Türchen aufgehe, und deutet an, es gebe durchaus Alternativen zum Flughafenchef, etwa einen, „der schon fast trocken ist hinter den Ohren“.

Mai

Anschwimmen im Prinzenbad nach einem langen Winter. Bäderchef Hensing springt kopfüber ins Becken, unmittelbar nach ihm rast mit einem gigantischen Platsch eine gefüllte Mülltonne hinterher. Ein Sprecher der Stadtreinigung gibt zu, man mache gerade Versuche zur Entsorgung des Hausmülls mit Flugdrohnen, und ein solches Gerät habe sich verflogen und einen Notabwurf ausgelöst. Die Gewerkschaft Verdi protestiert gegen den „durchsichtigen Versuch, die Entsorgungskosten auf dem Rücken der Mitarbeiter zu drücken“; der Bäderchef deutet an, er habe „noch andere Optionen, als Müll aus dem Becken zu fischen“.

Juni

Eine Niederlage gegen Portugal sowie zwei schmeichelhafte Unentschieden gegen Ghana und Klinsmanns USA reichen nicht aus: Die deutsche Mannschaft scheidet in Brasilien in der Vorrunde aus, das „Sommermärchen 2.0“ wird mitsamt Fanmeile gestrichen. Die „Süddeutsche Zeitung“ teilt unter Berufung auf Unterlagen von Edward Snowden mit, die NSA habe sich bereits seit Jahren damit beschäftigt, taktische Maßnahmen gegnerischer Fußballteams auszuspähen. Man müsse davon ausgehen, dass schon vorher bekannt gewesen sei, in welche Ecke Götze seinen Elfmeter schießen werde.

Weiter im Jahr: Neue Jobs für Mehdorn und Blaskiewitz, neue Investoren am BER

Juli

Die „Washington Post“ legt nach: Der Berliner Tunneleinbruch beruhte offenbar auf einer Koordinatenverwechslung. NSA-Agenten hatten den Auftrag, einen Internetknoten auf Wrangel Island in Alaska anzuzapfen, waren aber versehentlich im Untergrund der Steglitzer Wrangelstraße gelandet. „Als sie das merkten, haben sie zur Tarnung ein bisschen was geklaut“, sagt der Gewährsmann der Zeitung. Der Polizei rät er, ihre Ermittlungen zu vergessen, „da kommen die nie ran“.

August

Der Party-Musiker DJ Ötzi landet einen Sommerhit mit seinem Techno-Titel „Wenn die kleinen Drohnen dröhnen“. Der Flughafen-Aufsichtsrat stellt nach einer außerplanmäßigen Sitzung den bisherigen Bäderchef Hensing als neuen Geschäftsführer vor. Er habe den Auftrag, Schwimmen, Entertainment und Fliegen in kostengünstiger Weise zu integrieren, heißt es. Mehdorn erhält eine neue Aufgabe als Herausgeber des BER-Journals, neuer Kommunikationschef wird der bisherige Zoodirektor Bernhard Blaskiewitz.

September

In der Kreuzberger Wrangelstraße stürzt ein Stück der Fahrbahn ein, verletzt wird niemand. Die Geheimdienstquelle der „Washington Post“ lässt sich mit der Aussage zitieren, langsam werde es peinlich mit der Buddelei nach dem Internetknoten, sei aber typisch für die Abschottung der Dienste untereinander, „die lesen halt keine Zeitung“. Mehdorn schlägt in der ersten Ausgabe des BER-Journals vor, die Startbahnen um je einen Kilometer zu verkürzen, um die Lärmschutzprobleme zu lösen. Kommentar des neuen Kommunikationschefs: „Kein Kommentar.“

Oktober: Google streamt Berlin in Echtzeit, Amazon kauft sich in den BER ein

Der Drohnenbetrieb über Berlin wird dichter. Google steigt mit „Streetplus“ ins Geschäft ein – jede größere Straße soll von oben in Echtzeit im Netz zu sehen sein. Zusammenstöße in der Luft häufen sich. Der Innensenator rät, große Plätze und breite Straßen zu meiden. Der Flughafen-Aufsichtsrat äußert sich skeptisch zum Konzept, zahlende Besucher je 15 Minuten als Fluglotsen arbeiten zu lassen und den Tower mit einer Wasserrutsche aufzuwerten. Kommentar des Kommunikationschefs: „Interessiert mich nicht.“

November

Tausende leuchtende Heliumballons markieren den ehemaligen Grenzverlauf in Berlin. Als sie am 9. November aufsteigen, kommt es zum Eklat: Eine Drohne unbekannter Herkunft fliegt in einen Ballon und zerstört ihn. Die Flugsicherung teilt mit, es habe vorher offenbar eine Art Luftkampf zwischen Amazons neuer Tarnkappen-Drohne und Google stattgefunden. Der Flughafen-Aufsichtsrat teilt mit, es gebe nichts Neues.

Dezember

Amazon kauft den nicht fertiggestellten BER für die symbolische Summe von fünf Milliarden Euro und kündigt an, das Gelände zur Lieferbasis für Deutschland auszubauen. Die bisherige Geschäftsführung wird übernommen und will an den Plänen für ein integriertes Spaßbad festhalten. Einige Tage vor Weihnachten heulen zum ersten Mal die neuen Luftschutzsirenen in der Innenstadt, um vor herumfliegenden Geschenkpaketen zu warnen. Das Steglitzer Wrangelschlösschen rutscht zum Teil in eine unterirdische Höhle. Der Regierende Bürgermeister fordert die US-Behörden auf, ihre Agenten nach Alaska zu schicken: „Hört mit der Buddelei auf!“

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