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Berlin: 25. September 1979

Vor 25 Jahren sollte der Wedding auch schon schöner werden

Wo das Weddinger Knie Richtung Mitte gebeugt ist, zwischen Humboldthain und Bernauer Straße, dort ist die Ackerstraße. Und beidseits der Ackerstraße, als hier vor 80 Jahren im Berliner Norden noch säuerliche Armut herrschte, gedieh handfeste Lebenshilfe. Hier wurde die „Schrippenkirche“ erfunden, hier sorgte der Vaterländische Bauverein für soziales Wohnen, hier erwiesen sich Bürgersinn und praktischchristliche Nächstenliebe am Nord-Berliner auf anschauliche Weise. Heute setzt der Wedding alles daran, den Ackerstraßenkiez so zu sanieren, daß von seiner Eigenart bald nichts mehr zu erkennen sein wird. Der neue Kiez geht mit der Zeit, im Äußeren jedem x-beliebigen Neubaustadtteil angeglichen. Die „Schrippenkirche“ ist das letzte Baudenkmal früherer Lebenshilfe. Constantin Liebich aus Breslau, Uhrmachersohn, ziemlich herumgekommen und mit menschlichem Elend vertraut, erfand hier 1882 mit ein paar Freunden den „Älteren Jünglingsverein“. Liebich rief: „Holt die Leute zu einem Gottesdienst, aber gebt ihnen vorher etwas zu essen, und sei es nur eine Tasse heißen Kaffees und ein paar Schrippen.“

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