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26. Europäischer Filmpreis in Berlin: Diven und Debütanten

Catherine Deneuve wurde am Samstagabend mit dem Europäischen Filmpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Auch sonst war die Gala im Haus der Berliner Festspiele gut besetzt und brachte Film-Glanz in die Hauptstadt.

Nur wegen eines Preises allein, den man dann vielleicht gar nicht bekommt, nach Berlin reisen? Ein bisschen viel Aufwand, oder? Aber es gibt ja mit etwas Glück und Geschick die Möglichkeit, zu kombinieren. Also das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, wobei man – siehe oben – immer erst hinterher weiß, was denn nun das Angenehme und was das Nützliche war.

Anders lief es diesmal im Falle Catherine Deneuves. Dass sie an diesem Samstagabend im Haus der Festspiele in der Schaperstraße bei der Verleihung des 26. Europäischen Filmpreises nicht leer ausgehen würde, stand lange fest: Auszeichnung fürs Lebenswerk. Praktisch, dass der Termin in die Französische Filmwoche fiel, wo ihr eine Hommage-Reihe gewidmet ist. Und selbstverständlich, dass sie zu deren Start am Freitag im Arsenal auftauchte und sich gebührend feiern ließ.

Ob aber Joshua Oppenheimer für seine Kambodscha-Doku „The Act of Killing“ prämiert werden würde, konnte er nicht wissen, aber selbst wenn er ohne Preis wieder abreisen müsste – einen Termin hatte er dann doch mit Bravour gemeistert: Am Nachmittag war der Regisseur zu einer „Meet the Filmmaker“ betitelten Veranstaltung im Apple Store am Kurfürstendamm angekündigt, in dem er über seinen Film plaudern wollte.

Am selben Ort hatte es mittags „Meet the Musician“ geheißen: Da stand die niederländische Schauspielerin Carice van Houten auf dem Programm, wollte über ihr Debütalbum „See You on the Ice“ und ihre Arbeit als Schauspielerin sprechen, wozu auch Dreharbeiten in Berlin gehörten: Sie spielte in „Operation Walküre“ die Ehefrau des von Tom Cruise dargestellten Hitler-Attentäters Claus Schenk von Stauffenberg. Der Hauptgrund des aktuellen Berlinbesuchs blieb aber der Europäische Filmpreis: Sie gehörte zu den Laudatoren, die die Preisträger zu präsentieren hatten – und sie sollte auch singen, zwecks Auflockerung des Abends.

Der wieder recht launig zu werden versprach. Anke Engelke ist ja längst eine Garantin dafür, dass festliche Zeremonien nicht mit gestärktem Kragen absolviert werden müssen, beweist vielmehr, dass sich die Würde solch eines Preises mit recht viel Humor sehr gut verträgt. Schon vor zwei Jahren, damals noch im Tempodrom, stand sie moderierend auf der Bühne, bei der Berlinale tut sie das sowieso. Ohnehin war wieder ein glanzvoller europäischer Abend zu erwarten. Der es allerdings naturgemäß mit sich brachte, dass mancher erfolgreiche oder vielversprechende Filmmensch auf dem roten Teppich, der in seiner Heimat schon eine große Nummer ist, hierzulande noch als Nobody gelten muss. Aber diese gelegentliche Ratlosigkeit angesichts der vorbeiströmenden Filmprominenz würde mehr als aufgewogen werden durch die Liste der angekündigten Filmschaffenden, die europa-, ja weltweit einen glanzvollen Namen haben. Unter den nominierten Schauspielern etwa Keira Knightley, Barbara Sukowa, Naomi Watts, Jude Law und Tom Schilling, unter den Regisseuren François Ozon, Pedro Almodóvar oder Giuseppe Tornatore. Von Wim Wenders als Präsident der Europäischen Filmakademie (EFA) und Volker Schlöndorff als deren „Deputy Chairman“ ganz zu schweigen.

Auch die Liste der Laudatoren kann sich sehen lassen. Sie reicht von Karoline Herfurth über Diane Kruger, Noomi Rapace, Kristin Scott Thomas bis zu Berlinale-Chef Dieter Kosslick – wie ohnehin der Europäische Filmpreis Berlin in besonderer Weise verbunden ist: Am Kurfürstendamm 225 – praktischerweise auch die Adresse eines traditionsreichen Kinos, der Astor Film Lounge – hat die EFA ihren Sitz, und die diesjährige Preisverleihung ist bereits die zwölfte in Berlin. Hier nämlich wird in allen „ungeraden“ Jahren gefeiert, während die Preisgala in den „geraden“ Jahren mal hier, mal dort in Europa stattfindet. Einer der Favoriten diesmal: „Oh Boy“, eine Tragikomödie aus Berlin, viermal nominiert.

Am Samstagvormittag war von dem Glamour, der im Haus der Berliner Festspiele erstrahlen sollte, vor dem Gebäude in der Schaperstraße noch nicht viel zu spüren: ein großes Plakat mit der namenlosen Preisstatue, Absperrungen, hier und da Scheinwerfer und ein paar Neuwagen des Sponsors Skoda. Erste Autogrammjäger hatten sich dagegen vor dem nahen Hotel Concorde in der Augsburger Straße postiert: Dort durfte man schon auf die ersten Stars hoffen, und dort würde am späten Abend auch gefeiert werden.

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