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Curry-36-Inhaber Lutz Michael Stenschke, Chefin Vera Stenschke und Klaus Wowereit lassen sich eine Currywurst schmecken.

© DAVIDS

30 Jahre Curry 36: Fett im Geschäft

Das „Curry 36“ gilt als eine der bekanntesten Wurstadressen Berlins. Zur Jubiläumsfeier schauen der Regierende und Edelköche am Mehringdamm vorbei.

Voll ist’s immer auf diesem Stück Bürgersteig. Aber heute ist das Menschenknäuel so riesig und dicht gedrängt, dass Passanten auf die Straße ausweichen müssen, um zu passieren. Mittendrin steht Klaus Wowereit, umringt von Fotografen, die sich gegenseitig die Sicht versperren. Ist ja fieser hier als auf der Berlinale, raunt einer. Na gut, dafür rieche es leckerer.

30 Jahre „Curry 36“, hier am Mehringdamm Ecke Yorckstraße. Zur Feier lässt sich Wowereit eine klein geschnittene Wurst mit viel Soße bringen, gelbes Plastikgäbelchen dazu. Inhaltlich mag er sich heute nicht festlegen: Am Kurfürstendamm schmecke die Currywurst natürlich auch sehr gut und bei „Maximilian“ in der Neuköllner Juliusstraße und überhaupt. „Wo schmeckt’s denn nicht?“, will ein forscher Gast wissen. Den Zwischenruf lacht Wowereit locker weg. Der diplomatische Drahtseilakt gelingt.

Das Probekosten gehört definitiv zu den angenehmeren Wahlkampfterminen dieser Tage. Keine kritischen Fragen zu Wasserpreisen oder Arbeitsplätzen oder Flughafen-Nachnutzungen, eigentlich kommt es bloß auf zwei Dinge an: nicht das weiße Hemd vollkleckern und nie lange den Mund öffnen, denn genau dann klicken immer die Fotografen, aber das sieht hinterher nicht schön aus auf den Bildern. Eine Passantin drängelt sich zu Wowereit durch, sie will nichts von seiner Wurst schnorren, bloß einen Kuss auf die Wange. Kriegt sie.

Schauspielerin Dennenesch Zoudé ist auch gekommen. Plus ein Haufen Sterneköche, denn alle Einnahmen des Tages werden heute gespendet. Also das Geld von der langen Schlange der Besucher, die nicht ins Festzelt im Hinterhof dürfen, sondern diszipliniert warten, bis sie an die Reihe kommen für ihre Currywurst ohne Darm für 1,50 Euro, Riesenbockwurst mit Majoran genauso.

Die Spenden gehen zur einen Hälfte ans Kinderzentrum „Die gelbe Villa“ und zur anderen eben an „Spitzenköche für Afrika“. Kolja Kleeberg ist da, Holger Zurbrüggen, Tim Raue hatte eigentlich auch zugesagt, wo ist der bloß, rätselt die Imbiss-Angestellte. Inhaberin Vera Stenschke ist der Rummel ein wenig unangenehm, zumindest die Mikros der Journalisten könnten ruhig etwas weiter weg sein.

Peter Griebel vom Estrel sagt, über die richtige Zubereitung von Currywürsten dürfe man nicht diskutieren. Sonst könne man stundenlang nicht mehr damit aufhören, weil es leider so viele verschiedene, oft gegensätzliche Überzeugungen gebe. Klar sei nur Folgendes. Erstens: Die Wurst muss aus Berlin kommen. Zweitens: Der Darm muss ab. „Alles andere entscheidet die Soße“, sagt er. Jeder Koch habe sein Geheimnis, er selbst natürlich auch, und das werde er niemals verraten. Nein, sagt er, auch nicht heute. Wowereits Parteifreund Björn Böhning hat im „Curry 36“ schon mal ausgeholfen, für eine Stunde wenigstens, für den guten Zweck. Zentral beim Zubereiten: aufpassen, dass kein heißes Fett auf die Hand spritzt. Habe bei ihm damals nur mittelmäßig geklappt.

Im Festzelt wird Wowereit von einem lauten Surren in die hintere Ecke gelockt. Ein Tätowierer hat seine Geräte und Farben aufgebaut, Imbiss-Mitarbeiter Dennis lässt sich gerade das Currywurst-Logo stechen, aus Dankbarkeit gegenüber seinem langjährigen Arbeitgeber. „Herr Wowereit, wie lange sind Sie eigentlich schon in der SPD?“, fragt der Tätowierer. Die beiden finden heute nicht zusammen.

DIE ERSTE WURST
Erstmals wurde eine Currywurst im Herbst 1949 zubereitet – von Herta Heuwer. Daran erinnert seit 2003 eine Gedenktafel an der Kantstraße 101 in Charlottenburg.

DER ERSTE CURRY 36
1981 stellte Lutz Michael Stenschke (oben, links, mit Klaus Wowereit und Vera Stenschke) erstmals einen „Curry 36“- Wohnwagen auf (Mitte).

ANDERE BUDEN

Bekannt ist „Konnopke’s Imbiß“ am U-Bahnhof Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg, der derzeit saniert wird – aber am 2. Mai wieder unter den U-Bahnbögen öffnet. Ebenfalls bekannt ist die Bude am Ku’damm 195, dort sieht man tagsüber Touris und nachts Taxifahrer, Partyvolk und Promis. Nicht fehlen darf das Currywurstmuseum in Berlin: Schützenstraße 70, Mitte, täglich von 10 bis 22 Uhr. AG

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