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Berlin: 33-jähriger Este tötete Kaufhausdetektiv - jetzt ist die Verhandlung

Der Vorsitzende spricht es nicht aus, er muss es auch gar nicht. Denn der Gesichtsausdruck des Richters, seine Körperhaltung und jede seiner Fragen verraten es: Er glaubt dem Angeklagten kein Wort.

Der Vorsitzende spricht es nicht aus, er muss es auch gar nicht. Denn der Gesichtsausdruck des Richters, seine Körperhaltung und jede seiner Fragen verraten es: Er glaubt dem Angeklagten kein Wort. "Bei meinem Sturz hat sich irgendwie ein Schuss gelöst", übersetzt die Dolmetscherin die Worte des 33-jährigen im Moabiter Kriminalgericht.

Was Eduard K. im Gerichtssaal etwas umständlich als einen unglücklichen Unfall beschreibt, bezeichnet der Staatsanwalt schlicht als Mord. Am 27. Juli betrat der Este laut Anklage vormittags den Drogeriemarkt Rossmann in der Köpenicker Bahnhofsstraße. Ein Paket Waschmittel bezahlte er ordnungsgemäß, sechs Paar Damenstrumpfhosen für ingesamt 23,94 Mark ließ er in einer mitgebrachten Plastiktüte verschwinden. Bevor der Dieb den Drogeriemarkt verlassen konnte, wurde er allerdings von einem Ladendetektiv angesprochen, der ihn in einen Bürocontainer hinter den Verkaufsraum führte. "Ich habe mich sofort entschuldigt und angeboten, die Strumpfhosen zu bezahlen", sagt Eduard K.

Weniger bereit zeigte sich der 33-Jährige - er lebte bereits seit einiger Zeit illegal in Deutschland und übernachtete stets in Hotels -, im Büro seine Personalien anzugeben. Als der Detektiv Mike P. die Polizei informieren wollte, wurde der ertappte Este offenbar gewalttätig. "Ich dachte, der Mann versteht, dass ich keine Probleme mit der Polizei brauche." Die Rangelei der beiden Männer trieb die Filialchefin zur Flucht, "um Hilfe zu holen". Doch bevor die Frau den Verkaufsraum erreichte, hörte sie im Büro Schüsse fallen. Die erste Patrone traf einen Schrank, die zweite den 36-jährigen Familienvater in die Brust. "Laut Obduktion ein aufgesetzter Schuss aufs Herz", sagt der Richter. Mike P. verblutete noch am Tatort.

Derweil flüchtete Eduard K. durch den Hinterausgang in eine nahe gelegene Kleingartenkolonie. Bei seiner Flucht riss er sich nach Zeugenaussagen sein blutverschmiertes Oberhemd vom Leib und warf es zusammen mit seiner Pistole weg. Doch das Personal des Drogeriemarktes hatte sich das Gesicht des Ladendiebs gut eingeprägt: Ein Phantombild führte die Polizei schon bald auf die Spur des mutmaßlichen Täters. Er wurde am 2. August in einer Pension am Stuttgarter Platz festgenommen.

In Begleitung von Eduard K. befand sich eine Prostituierte. Die Frau namens Tanja gab den Ermittlern zu Protokoll, dass Eduard K. bei seinen Einkäufen ihren Pass verwahrt habe, damit sie nicht flüchten könne. Ob er der Zuhälter von Tanja gewesen sei, will der Richter wissen. Eduard K., der statt eines Gürtels eine rote Schnur durch die Schlaufen seiner Hose gezogen hat, schüttelt den Kopf. "Ich habe viele Berufe", sagt er.

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