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Berlin: 3500 Kinder brauchen Deutschkurs Trotz Kitabesuchs ist Zusatzförderung nötig

Der Kitabesuch ist keine Garantie für einen ausreichenden Spracherwerb. Dies zeigt das Ergebnis der jüngsten Sprachstandserhebung unter Berliner Vorschülern.

Der Kitabesuch ist keine Garantie für einen ausreichenden Spracherwerb. Dies zeigt das Ergebnis der jüngsten Sprachstandserhebung unter Berliner Vorschülern. Demnach brauchen knapp 3500 Kinder trotz Kitabesuchs eine spezielle zusätzliche Sprachförderung, um auf den Schulbesuch vorbereitet zu werden. Das sind 16 Prozent aller Kitakinder, die 2009 schulpflichtig werden.

Die Ergebnisse der Untersuchung waren am Dienstag durch eine Anfrage der CDU-Abgeordneten Emine Demirbüken-Wegener bekannt geworden. Sie wollte zudem vom Senat wissen, ob auch jene Kinder fristgerecht getestet wurden, die keine Kita besuchen. Das musste Bildungs-Staatssekretär Eckart Schlemm (SPD) verneinen. Trotz frühzeitiger Anschreiben an die betreffenden 2300 Familien hätten nicht alle Kinder erreicht werden können. Viele Eltern hätten das Anschreiben „zunächst ignoriert“, andere seien in Urlaub gewesen. In knapp 300 Fällen hätten die Adressen der Ordnungsämter nicht gestimmt.

Die Folge ist, dass eine ungenannte Anzahl von Kindern bisher noch nicht getestet wurde. Das wiederum bedeutet, dass diese Kinder zurzeit noch an keinem Deutschkurs teilnehmen. Das widerspricht dem Schulgesetz, das einen einjährigen Pflichtkurs für künftige Schüler mit Sprachförderbedarf fordert. Der hätte am 1. September beginnen müssen.

„Der Senat hat nicht genügend unternommen, um alle Familien zu erreichen“, lautet nun Demirbüken-Wegeners Vorwurf. Der zuständige Senator solle sich deshalb „Gedanken machen“, wie es gelingen kann, das Schulgesetz künftig besser umzusetzen. Mieke Senftleben von der FDP sieht auch die Bezirke gefordert: Sie müssten stärker dazu beitragen, die Familien aufzufinden.

Özcan Mutlu von den Grünen sieht einen doppelten „Skandal“: Der eine bestehe darin, dass nicht alle Kinder bisher erfasst wurden und daher nicht pünktlich mit dem Sprachkurs beginnen konnten. Der andere Skandal sei, dass immer noch 16 Prozent der Kitakinder trotz Kitabesuchs eine zusätzliche Sprachförderung brauchten. Berlin benötige eine „konsequente, zielgerichtete, materielle und personelle Verstärkung“ in den Kitas. Der Senat müsse endlich zur Kenntnis nehmen, das eine bessere Sprachförderung nicht „zum Nulltarif“ zu haben sei.

„Die frühkindliche Bildung reicht nicht aus“, meinte auch Demirbüken-Wegener. Das Bildungsprogramm für die Kitas sei zwar ein „toller Ansatz“, könne aber wegen des Personalmangels nicht umgesetzt werden. Dies entspricht auch der Überzeugung der Initiatoren des Kita-Volksbegehrens. Susanne Vieth-Entus

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