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Die Kleinkünstler rund um den Berliner John Förster (u. re.) haben für ihren Kurzfilm vollen Einsatz gezeigt, die 360-Grad-Kamera nimmt unerbittlich jedes Detail auf.

© Doris Spiekermann-Klaas

360-Grad Film: Ein Streifen so wild wie ein Zirkus

Der Akrobat John Förster hat einen zirkusartigen Familien-Film gedreht. Er ist sein Beitrag für die 99Fire-Films-Awards. Die größte Herausforderung: Die 360-Grad-Kamera.

Mal rennt er wie wild, schlägt waghalsige Flickflacks und Saltos: Der Berliner Akrobat John Förster konnte schon Spreequell und Adidas von sich überzeugen und durfte in Werbespots einiger Firmen auftreten. Nun stand er hinter der Kamera – mit seinem Team hat er einen Film für den 99Fire-Films-Award 2017 gedreht. In 99 Stunden mussten sie einen 99 Sekunden langen Streifen produzieren. In diesem Jahr gibt es eine neue Wettbewerbskategorie, zum ersten Mal durften 360-Grad-Kameras eingesetzt werden.

Förster hat zwar schon zwei Mal bei dem Award mitgemacht, jedoch noch nie eine 360-Grad-Kamera in der Hand gehalten. „Ohne Schnitt, Perspektivwechsel und atmosphärische Kamerafahrten, das ist schwer“, sagt Förster. Am Computer lässt sich eine Szene aus allen möglichen Winkeln zeigen. „Dadurch kann der Betrachter mitten drin sein.“ Das heißt aber auch: Jeder Akteur muss pausenlos präsent sein, weil alles rund um die Kamera aufgezeichnet wird.

Da gibt's doch was

Ende Januar wurde das Wettbewerbsthema bekanntgegeben. Hinter „Da gibt's doch was ...“ sollten die Teams Geschichten über Hürden im Alltag und kreative Lösungen erzählen – vom leeren Handyakku bis zum eleganten Umgang mit den Schwiegereltern. Außerdem mussten die Filme einen „Zwilling“ enthalten: Ein Objekt oder eine Person, die doppelt vorkommt.

Rund 3500 Filme wurden eingereicht, aus 99 Werken wählte die Jury aus Filmleuten wie den Schauspielern Mads Mikkelsen und Axel Milberg die besten aus. Sie bekommen am Donnerstagabend im Admiralspalast die Awards – für die beste Idee etwa, als Publikumsliebling oder eben für den besten 360-Grad-Film. Letzterer soll demnächst sogar bei Arte ausgestrahlt werden.

Geburtstagsparty aufgepeppt

Eigentlich eine Riesenchance für John Försters Team, zu dem sein Akrobatikpartner und befreundete Kleinkünstler, von der Opernsängerin bis zum Einradfahrer, gehören. „Die Geschichte war schnell gefunden, ein Schnittprogramm leider nicht. Das heißt, wir mussten alles in einem Take filmen“, erzählt Förster. Das Ergebnis trägt den Titel „Rent a Circus – billig und schnell“ und erzählt die Geschichte einer Geburtstagsparty für eine Zweijährigen (gespielt von Försters Tochter), die in ihrem zarten Alter nun mal noch keine Freunde hat.

Wen lädt man da ein? Förster und seine Frau standen im vergangenen Jahr vor eben diesem Problem. „Dann kamen unsere Künstlerfreunde.“ Im Film geht alles drunter und drüber: Gerade, wenn der Kuchen reingetragen wird, fällt er runter, und das Kind fängt an zu weinen. „Mit verrückten Aktionen wird sie wieder zum Lachen gebracht.“

Wenn das Wohnzimmer zum Theater wird

Gedreht wurde das Spektakel in der Wohnung der jungen Familie. Warum auch nicht, sie sieht ohnehin aus wie eine Theaterbühne. Eine Gartenzaun verläuft unter dem Fenster, eine Wand gleicht der Fassade einer Holzhütte, daneben klebt eine Tapete, die einen Märchenwald mit Reh zeigt. Dazu kommt noch ein Podest mit rotem Vorhang.

Vor einer Woche war dann klar: „Rent a Circus - billig und schnell“ ist nicht in der Endrunde. John Förster findet das nicht schlimm: „Der schönste Part war der nervenaufreibende Dreh, das hat riesig Spaß gemacht.“

Die besten 99 Filme findet man auf

youtube.com/99firefilmsaward.

Lilith Grull

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