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Rekorddrogenfund: 4,5 Kilogramm Crystal Meth und mehrere tausend Euro präsentierte die Polizei.

© Jörg Carstensen/dpa

Update

4,5 Kilo Crystal Meth in Berlin gefunden: Breaking Bad in Schöneberg

Die Berliner Polizei staunt über ihren bislang größten Fund von Crystal Meth. 4,5 Kilogramm der Droge hatten zwei Männer zum Teil wie Süßigkeiten verpackt in ihrer Wohnung. Die Droge wird zunehmend beliebter.

Zwei Männer handeln mit Crystal Meth, verschicken die Ware per Post an ihre Kunden und machen damit enorme Umsätze. Viele Menschen dürfte allein schon der Name der Droge an die beliebte Fernsehserie „Breaking Bad“ erinnern, in der zwei Männer ein Crystal-Meth-Imperium aufbauen. In Schöneberg wurden am Dienstag zwei ganz reale Männer verhaftet. Teilweise war der 4,5-Kilo-Fund wie eine Süßigkeit in Haribo-Dosen verpackt – die größte jemals in Berlin sichergestellte Menge dieses „Teufelszeugs“, wie Kriminalrat Stephan de Reese am Mittwoch bei der öffentlichen Präsentation des Fundes sagt.

Vor drei Monaten war beim Landeskriminalamt ein anonymer Hinweis eingegangen, die Ermittler begannen die gemeinsame Wohnung des 55-jährigen Deutsch-Schweizers und des 48-jährigen Deutsch-Tschechen zu observieren. Bis Dienstag wurde akribisch ermittelt. Als die Drogenhändler neue Ware erwarteten, schlugen die Ermittler zu.

„Der Fund war selbst für uns überraschend“, sagt Reese. „Wir erwarteten etwas zu finden, aber nicht in dieser Menge.“ Die bis dahin größte sichergestellte Menge in Berlin lag bei etwa 700 Gramm, in München hingegen stellte der Zoll 2013 stolze 19 Kilogramm sicher. Würde man die 4,5 Kilogramm nun in Einzelgramm verkaufen, läge der Straßenwert bei 675 000 Euro. Der Preis setzt sich aus Qualität, logistischem Aufwand und Angebot und Nachfrage zusammen.

Crystal Meth Konsum

Seit 2011 steigt die Zahl der Erstkonsumenten von Crystal Meth bundesweit. Stephan de Reese sieht aber noch kein großes Problem in Berlin. „Länder wie Sachsen, Thüringen und Bayern haben wegen der Nähe zu Tschechien erheblich größere Probleme“. In osteuropäischen Laboren wird das kristalline Methamphetamin hergestellt und besonders über Tschechien nach Deutschland geschmuggelt. Die Herkunft des aktuellen Funds ist noch unbekannt. „In Berlin sind Kokain, Heroin und Cannabis noch mehr verbreitet.“

Dennoch ist Crystal Meth in Berlin auf dem Vormarsch und wird als Partydroge immer beliebter. Dass es einen Markt dafür gibt, lässt die große Menge vermuten. Wie viele Menschen in der Hauptstadt von Crystal Meth abhängig sind, lässt sich dennoch kaum sagen. Kriminalrat Reese sagt, man habe nur einen kleinen Einblick in die Szene. Man gehe davon aus, dass alle Gesellschaftsschichten betroffen seien, weil Crystal Meth auch zur Leistungssteigerung, Problembewältigung und sexuellen Stimulanz genommen wird. „Dieses Teufelszeug macht sehr schnell abhängig und führt zu Ekzemen, dem Verfallen von Zähnen und zur Vergesslichkeit“, warnt Reese.

Hohe Rückfallquote

Auch Rainer Hellweg von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité warnt: „Crystal Meth kann psychotische Zustände hervorrufen, die Konsumenten haben dann Wahnvorstellungen und fühlen sich verfolgt.“ Bei längerem Konsum können sich die Psychosen verselbstständigen: Auch wenn die Droge nicht mehr genommen wird, blieben die Patienten dauerhaft psychotisch – „also nicht mehr die Menschen, die sie vorher waren“.

Die meisten Patienten kämen allerdings nicht ausschließlich wegen Problemen mit Crystal Meth. Oft nehmen sie mehrere Drogen, vor allem Alkohol, Cannabis sowie Kokain, Speed und Ecstasy. Entscheidend für den Behandlungserfolg sei, dass der Drogenkonsum eingestellt werde, sagt Hellweg. Doch die Einsicht ist selten vorhanden. „Das ist sehr schwer bei einer Droge, die aufputscht und eben ein gutes Gefühl erzeugt.“ Hellweg schätzt die Rückfallquote auf gut 50 Prozent.

Die in Berlin geschnappten Männer werden jetzt dem Haftrichter vorgeführt. Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen.

Crystal Meth: Der Stoff, aus dem Alpträume sind

Crystal Meth ist die kristalline Form von N-Methylamphetamin (C10H15N). Es zählt zur Gruppe der Amphetamine, zu der auch Speed gehört. Crystal Meth regt im Gehirn die Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin und Noradrenalin an. Anwender berichten von Euphorie und gesteigerter Libido. Hunger und Müdigkeit werden unterdrückt, Puls und Blutdruck nehmen zu.

In höheren Dosierungen treten Halluzinationen auf, auch akute Psychosen mit Wahnvorstellungen sind möglich. Die Droge macht schnell abhängig. Langfristiger Konsum schädigt das Herz-Kreislauf-System, das Risiko für Arteriosklerose steigt, auch das Herz wird verändert. Nach mehreren Jahren steigt zudem das Risiko für Parkinson.

Methamphetamin ist seit Langem bekannt, als „Pervitin“ kam es 1938 in den Handel. Soldaten nahmen es, um wach zu bleiben. Es gab sogar Pralinen, die den Stoff enthielten. Diese „Hausfrauenschokolade“ sollte gegen schlechte Stimmung helfen.

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