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Berlin: 4. Juli in Berlin: Noch ein Neubeginn beim Nationalfeiertag der USA - und doch wurden viele Erinnerungen wach

Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine amerikanische Geburtstagsparty überall auf der Welt. Festlich gekleidete Menschen auf dem Rasen der Botschafter-Residenz, Big-Band-Sound im Hintergrund, Mini-Burger und Brownies auf den Tabletts.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine amerikanische Geburtstagsparty überall auf der Welt. Festlich gekleidete Menschen auf dem Rasen der Botschafter-Residenz, Big-Band-Sound im Hintergrund, Mini-Burger und Brownies auf den Tabletts. Neu-Berliner mögen sich allenfalls gewundert haben, warum manche Begrüßungen so viel herzlicher ausfielen als bei den üblichen diplomatischen Stehempfängen.

Gründe dafür gab es genug, einer war im Programm zu lesen. Zum ersten Mal seit fast sechzig Jahren hieß die amerikanische Gemeinde in ihrer Botschaft hier Gäste am Regierungssitz eines vereinigten Deutschland willkommen. Auch wenn sich nach dem Regierungsumzug atmosphärisch vieles verändert hat, eines ist doch geblieben: Noch sind amerikanische Empfänge eben auch so eine Art Klassentreffen für jene, die den Kalten Krieg bewusst miterlebt haben.

Sie erinnerten sich daran, wie schwer der Weg bis zu diesem Unabhängigkeitsfest war und wie eng verbunden mit den Amerikanern. Zum Beispiel Melvin Lasky, der mit den amerikanischen Truppen kam - und blieb als Publizist und Autor politischer und philosophischer Bücher. Auf ihn hat der 4. Juli im Blockade-Jahr 1948 einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. An Feiern war nicht zu denken, das hätte nur die Russen provoziert, statt Feuerwerk gab es Händeschütteln im US-Headquarter, zu Gast war die Sorge um die mögliche Eskalation des Kalten Krieges. Später, daran erinnerte sich auch der Leiter des Alliierten Museums, Helmut Trotnow, wurde der 4. Juli in Berlin groß gefeiert mit Feuerwerk und Paraden. An Zeitzeugen aus jenen Jahren, als Berlin Schauplatz der Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion war, gab es auch beim 224. Unabhängigkeitstag keinen Mangel.

Der Dolmetscher von Lucius D. Clay, Bob Lochner, etwa war mit Tochter Anita gekommen, die nun selber als Übersetzerin arbeitet, aber nicht für so hochdramatische Texte. Botschafter John Kornblum, der die Stadt noch aus Alliierten-Zeiten kennt, erinnerte daran, wie die Amerikaner Ideale und Ehre in die Stadt investiert haben, und Opernsängerin Amanda Halgrimson stimmte nach der Nationalhymne "patriotic songs" an.

Es trafen sich auch viele aus den letzten Jahren des Übergangs, der Chef der American Academy, Gary Smith, der frühere britische Gesandte Michael Burton, der jedes Jahr zum 9. November zurückkommt nach Berlin, der Chef der Checkpoint-Charlie-Stiftung, Alexander Longolius, aber auch Neu-Berliner wie der Chef des Bundespräsidialamts, Rüdiger Frohn, und natürlich die umgezogenen Botschaftsangehörigen und Mitglieder der heute etwa 10.000 Menschen umfassenden amerikanischen Gemeinde in Berlin. Dass die nicht kleiner wird, dazu trägt die besondere Beziehung zwischen Amerikanern und Berlinern bei.

Auch diesen Gedanken, den US-Präsident Bill Clinton bei seinem letzten Deutschland-Besuch formulierte, machte die Botschaft zum Leitthema des Fests zum diesjährigen Nationalfeiertag. Ideen aus Europa haben sich in den USA verwurzelt. Amerikanische Gelehrte, Politiker und Soldaten haben sie auf europäischen Boden zurückgebracht.

Es gibt wohl kaum einen anderen Ort, an dem so vieles daran erinnert, wie die Stadt, in der die besonderen Beziehungen zwischen Deutschen und Amerikanern ihren Ausgang nahmen. Ein Empfang zum amerikanischen Unabhängigkeitstag wird in Berlin noch lange etwas Besonderes bleiben.

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