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50 Jahre Mauerbau: Wege der Erinnerung

An der Bernauer Straße findet am Sonnabend die zentrale Gedenkfeier zum Mauerbau statt. Doch gibt es viele andere Möglichkeiten, diesen besonderen Tag der Berliner Geschichte zu begehen.

Wenn sich an diesem Sonnabend der Mauerbau zum 50. Mal jährt, wird überall in der Stadt der unzähligen Opfer der Grenze gedacht, die Berlin mehr als 28 Jahre lang auseinanderriss. In Kirchen, auf Bahnhöfen, selbst in Kinos wird an das einschneidende Ereignis erinnert.

Die größte Gedenkfeier findet am Vormittag an der Gedenkstätte Bernauer Straße in Mitte statt. Dort, im ehemaligen Todesstreifen, wollen Bundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesratspräsidentin Hannelore Kraft und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit an der zentralen Gedenkveranstaltung der Bundesrepublik teilnehmen. Nach dem offiziellen Teil am Vormittag sind alle Berliner dazu eingeladen, ab 12.30 Uhr Gespräche mit Zeitzeugen zuzuhören, mit Tunnelflüchtlingen zu sprechen und sich an 50 Ständen von Initiativen zu informieren. Auch der Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, steht am Stand seiner Behörde für Gespräche zur Verfügung.

Es werde eine Mischung aus offiziellem Staatsakt und einer Veranstaltung für die gesamte Familie, ernst und unterhaltend, sagt Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, die die Gedenkveranstaltung mitorganisiert. Für Klausmeier war die Vorbereitung nicht einfach. „Der 9. November, der Tag des Mauerfalls, war ein freudiges Ereignis“, sagt er, „doch der Tag des Mauerbaus ist ein schwarzer Tag in der deutschen Geschichte, der mit viel Leid verbunden ist.“ Der gesamte Tag stehe im Zeichen der Erinnerung und Würdigung der Opfer, und Klausmeier meint damit nicht nur die Mauertoten, sondern auch die anderen Opfer des kommunistischen Regimes. „Wir wollen vermitteln, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist“, sagt er. Am Sonnabend wird zudem der zweite Teil der Gedenkstätte zwischen Brunnenstraße und Ackerstraße eröffnet.

In der Bernauer Straße sollte man sich aber auch daran erinnern, dass es anderswo ähnliche Konflikte wie einst in Deutschland gibt, sagt Klausmeier. Bekannte aus Südkorea würden beispielsweise befürchten, dass ihr Land vom Norden bald zusätzlich mit einer Mauer geteilt werde.

Doch man kann den Tag auch ganz anders begehen: Birgit Binder und Caspar Pauli von der Künstlergruppe „Varsity of Maneuvers“ begeben sich mit dem Kanu aufs Wasser und nehmen Jugendliche mit in die „Sperrzone Spree“. Sie sollen die einstige Grenze aus einem ungewohnten Blickwinkel erkunden, unter dem ehemaligen Grenzübergang auf der Oberbaumbrücke durchfahren oder die Fluchtroute von Menschen nachvollziehen, die mit dem Schiff in den Westen flohen.

Und wer noch eine D-Mark oder Ost-Mark im Sparschwein hat, kann die im Lido in Kreuzberg loswerden. Für solch eine Münze, aber natürlich auch für einen Euro, gibt es im ehemaligen „Lido-Grenztheater“ Filme aus den Jahren vor dem Mauerbau. „Manche der 32 Grenzkinos wie die ,Aladin Lichtspiele’ am Potsdamer Platz mussten schon am Tag nach dem Mauerbau schließen“, sagt Veranstalter Andreas Döhler. Die Kinos seien pleitegegangen, weil sie überwiegend von Besuchern aus dem Ostteil gelebt hätten.

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